In den 1990er-Jahren ging es in der Schweiz Schlag auf Schlag. Nachdem
mit Galenica der erste Großhändler bei einer Apotheke in Genf
eingestiegen war, rückte das Thema Apothekenketten auf die Agenda.
Parallel zum Branchenprimus begann auch die Phoenix-Tochter Amedis –
damals noch versteckt – Apotheken aufzukaufen. Die beiden Studienfreunde
Marco Lardi und Andreas Tschan sahen ihre Chance und gründeten 2001 den
Großhändler PharmaFocus – als Wiederbelebung des
Genossenschaftsgedankens sozusagen.
Auch in der Schweiz hatten jahrzehntelang Apothekergenossenschaften den Großhandel geprägt. Doch 1994 wurde Galenica in eine Aktiengesellschaft umgewandelt; fünf Jahre später holte das Management den Pharmahandelskonzern Alliance UniChem als Großaktionär an Bord, um im Einzelhandel Fuß zu fassen. Phoenix griff kurz darauf bei Amedis zu – das Unternehmen steckte nach der Fusion der apothekereigenen Einkaufsverbünde aus Zürich und Basel in einer Krise.
PharmaFocus wollte an diese an die Konzerne verloren gegangenen Strukturen anknüpfen. Weil sie aber kaum Startkapital hatten, nahmen Lardi und Tschan zunächst 80 ausgewählte Produkte ins Sortiment. Bei den Apothekern leisteten sie Überzeugungsarbeit – und setzten ganz auf die kollegiale Karte: Das Logo etwa ist ein Apothekenkreuz mit einer gesprengten Kette.
Jahr für Jahr bauten die beiden Apotheker ihr Geschäft aus. Mittlerweile ist das Sortiment auf 5000 Artikel gewachsen: Auch Kühlware und Betäubungsmittel können heute bei PharmaFocus bestellt werden. Rund 400 Kunden hat PharmaFocus und 200 Apotheker, die am Unternehmen beteiligt sind.
Mit einem Umsatz von 80 Millionen Franken liegt PharmaFocus noch weit hinter der Nummer 3 am Markt, dem Privatgroßhändler Voigt. Doch laut Lardi ist die Präsenz in den Apotheken deutlich größer, als die nackten Zahlen vermuten lassen. „Das ist ein Riesenpotenzial“, sagt er und hofft, dass sich der über die Jahre aufgebaute persönliche Kontakt jetzt auszahlen wird. Mit der Noweda im Rücken soll PharmaFocus zum Vollsortimenter werden – und zum Erstlieferanten in den Apotheken.
APOTHEKE ADHOC Debatte