Zürich

Pharma-Assistenten fordern 4000 Franken Einstiegslohn Silvia Meixner, 24.05.2018 14:09 Uhr

Berlin - 

Die Schweizerische Gewerkschaft Syna macht Druck auf den Apothekerverband des Kantons Zürich: Sie fordert mindestens 4000 Franken Einstiegslohn nach der Lehre für Pharma-Assistenten. Zusätzlich sollen die Arbeitsbedingungen in einem kantonalen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) geregelt werden.

„Faire Löhne in der Apotheke!“ – mit diesem Schlachtruf kämpft Syna und fordert ihre Mitglieder auf, eine Online-Petition zu unterschreiben. Diese ist an den Apothekerverband des Kantons Zürich gerichtet. „Das Apothekengeschäft wirft genug hohe Gewinne ab, um die Angestellten fair zu bezahlen“, sagen die Gewerkschafter. Aus ihrer Sicht sind die Löhne der Pharma-Assistenten (entspricht im Berufsbild jenem der PTA) „viel zu tief“.

Ihr Argument: „Obwohl der Beruf umfangreiches Fachwissen verlangt, liegen die Einstiegslöhne nach der Lehre unter 4000 Franken.“ Das klingt für Nicht-Schweizer nach einem guten Gehalt, relativiert sich aber schnell, wenn man die Lebenshaltungskosten im Nachbarland kennt. Laut der Online-Gehaltsplattform Lohncheck.ch verdient ein Pharma-Assistent derzeit durchschnittlich 4425 CHF (Schweizer Franken) im Monat. Statistisch betrachtet verdienen allerdings zehn Prozent der Pharma-Assistenten 3750 CHF oder weniger, insgesamt 25 Prozent verdienen weniger als 4070 CHF (bei Vollzeit-Arbeit und 13 Monatsgehältern jährlich). Die Syna gibt sich kämpferisch: „Wer in der Apotheke arbeitet, hat einen anständigen Lohn verdient. Und Berufe, in denen viele Frauen arbeiten, dürfen nicht diskriminiert werden!“

Theoretisch könnten es sich die Schweizer Apotheker finanziell erlauben, ihren Mitarbeitern die von der Syna geforderten Löhne zu bezahlen. Anders als in Deutschland, wo es immer weniger Apotheken gibt, ist deren Zahl in der Schweiz in den vergangenen Jahren nämlich kontinuierlich gestiegen. Zudem dürfen Schweizer Apotheken seit einigen Jahren Impfungen und diverse Gesundheitschecks durchführen und konnten somit ihre Einnahmen steigern. Mit der Online-Petition will Syna auch über Kantonsgrenzen hinweg ein Zeichen setzen und dafür kämpfen, dass die Arbeitsbedingungen schweizweit verbessert werden.

Laut dem Schweizerischen Apothekenverband Pharmasuisse gab es Ende 2017 1800 Apotheken im Nachbarland. Vor zehn Jahren waren es noch 1700. Das entspricht einem Plus von sechs Prozent. Das Wachstum bei den Apotheken erklärt Pharmasuisse mit dem Bevölkerungswachstum und der steigenden Lebenserwartung, die zu einer höheren Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen führe. Entsprechend nimmt auch die Zahl der Kunden pro Apotheke zu. 2016 verzeichneten die Apotheken einen Rekord von durchschnittlich 57.300 Kunden.

Auch der Hausärztemangel, der sich allen Analysen nach in Zukunft in der Schweiz noch verschärfen dürfte, treibt die Menschen in die Apotheken. Schweizer Apothekern werden immer mehr Aufgaben in der Gesundheitsversorgung übertragen. Grundlage dafür bilden zwei Gesetzesrevisionen – des Medizinalberufegesetzes im Jahr 2015 und des Heilmittelgesetzes im Jahr 2016 – sowie der Bericht zur Positionierung der Apotheke in der Grundversorgung.

Seitdem dürfen Apotheker nach Absolvierung einer Fortbildung Bagatellkrankheiten wie zum Beispiel Augen-, Blasen- oder Halsentzündungen behandeln. Je nach Kanton und nach Erlangung der entsprechenden Bewilligung sind sie auch berechtigt, gewisse Impfungen durchführen. Ab 2019 soll Apothekern außerdem erlaubt werden, bestimmte rezeptpflichtige Medikamente ohne ärztliches Rezept abzugeben.