Petition gegen Export-Apotheker Benjamin Rohrer, 07.03.2012 13:43 Uhr
In Großbritanniens Apotheken gibt es nach wie vor Lieferengpässe bei mehreren verschreibungspflichtigen Medikamenten: Eine Umfrage hat ergeben, dass 85 Prozent der Apotheker ihre Patienten vertrösten müssen, weil das benötigte Medikament nicht lieferbar ist. Seit Jahren streiten Apotheker und Hersteller darüber, ob das Problem bei den Exklusivvertriebsmodellen der Pharmafirmen oder an den Exportgeschäften der Apotheker liegt. Im Parlament deutet sich derzeit Widerstand gegen die Apotheker an.
Bei der Umfrage gab die Hälfte der Apotheker an, dass Patienten aufgrund der Lieferschwierigkeiten bereits gesundheitliche Schäden davon getragen haben. 90 Prozent der Pharmazeuten bitten die verschreibenden Ärzte regelmäßig, die Rezepte nachträglich zu ändern. Die Anzahl der nicht lieferbaren Medikamente schwankt zwischen 30 und 50 Rx-Arzneimitteln. Insbesondere Antidiabetika und Neuroleptika sollen betroffen sein.
Aus Sicht der Apotheker entstehen die Engpässe, weil viele Hersteller exklusiv über bestimmte Logistikpartner vertreiben lassen (Direct to pharmacy, DTP). Schließlich seien gerade Medikamente, die über diesen Lieferweg in die Apotheke kommen, betroffen. Die Hersteller hingegen schieben den Apothekern die Schuld zu: Diese hätten nämlich im Export der Arzneimittel nach Europa und in die USA ein lukratives Nebengeschäft entdeckt.
Nach mehreren gescheiterten Lösungsversuchen der Arzneimittelaufsicht mischen sich nun die Parlamentarier ein: Der Abgeordnete Keith Vaz hat einen Antrag gestellt, mit dem er die Haltung der Hersteller unterstützt. „Das Parlament ist erheblich besorgt, weil verschreibungspflichtige Medikamente, die für britische Patienten gedacht sind, immer öfter ins Ausland verkauft werden“, heißt es in der Vorlage. Die betroffenen Arzneimittel müssten von jeder Apotheke innerhalb von 24 Stunden lieferbar sein. In seinem Antrag fordert Vaz die Regierung auf, Maßnahmen für das Problem vorzulegen.
Bislang hat der Vorschlag die Unterstützung von 14 anderen Parlamentsmitgliedern bekommen. Um die Regierung zum Handeln aufzufordern, braucht Vaz aber die Unterschrift von mindestens der Hälfte der 650 Abgeordneten.