Die PillPack-Übernahme von Amazon war ein Schlag ins Kontor von Walgreens und CVS. Um rund 10 Prozent brachen die ohnehin gebeutelten Aktien der beiden Apothekenketten angesichts der Nachricht ein. Walgreens-Chef Stefano Pessina übt sich in demonstrativer Gelassenheit. PillPack werde echten Apotheken nicht den Rang ablaufen können, ist er sich sicher – übt aber auch offen Selbstkritik.
Es seien bei dem Thema eine Menge Emotionen im Spiel, die man unbedingt von den Fakten trennen müsse, betonte Pessina bei einem Investorengespräch am Donnerstag – da war die Nachricht, dass E-Commerce-Gigant Amazon die kleine Online-Apotheke übernimmt, gerade publik geworden. Pessina zeigte sich wenig überrascht: Man habe natürlich gewusst, dass das Unternehmen zum Verkauf stand, das tat es schließlich schon eine ganze Weile. „Wir verfolgen alles, was in unserem Markt passiert“, so der Monegasse. „Wir waren nicht wirklich besorgt und wir sind nicht wirklich besorgt. Aber selbstzufrieden sind wir auch nicht.“
Denn dem Befund des PillPack-Gründers TJ Parker, dass sich sein Online-Versender vor allem aufgrund des schlechten Service der großen Apothekenketten behaupten kann, will Pessina anscheinend nicht ganz widersprechen. „Wir wissen, dass wir das Niveau unserer Service-Qualität ändern müssen und wir arbeiten sehr hart in diese Richtung. Wir bereiten viele neue Service-Angebote für unsere Kunden vor. Aber wir sind nicht besorgt“, versichert er erneut. „Denn am Ende des Tages ist es nur ein kleines Unternehmen“, sagt der Milliardär, der auf der Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt Platz 127 innehat.
Bisher handele es sich eher um eine Absichtserklärung von Amazon, auf den Apothekenmarkt zu drängen, „aber die Welt der Apotheken ist sehr viel komplexer als die einfache Auslieferung bestimmter Pillen oder Packungen.“ Stationäre Apotheken werden in dieser Welt auch in Zukunft „sehr, sehr wichtig sein“, so der 77-Jährige.
In dieser Welt sieht er Walgreens nach wie vor gut aufgestellt. Seit der Fusion mit Alliance sei das Unternehmen konstant gewachsen, den Aktionären biete es mehr 15 Prozent Dividende und einen starken Cash Flow, der ebenfalls substantiell gestiegen sei. „Wir sind kerngesund und bereit, in der Zukunft weiter stark zu wachsen.“
Das könne durchaus auch durch Übernahmen geschehen, mit einer Einschränkung: „Wir sind immer offen für Fusionen und Übernahmen, aber nur zum richtigen Preis. Wir werden nichts unternehmen, nur weil wir denken, dass wir etwas unternehmen müssten.“ Wer unter „dem Druck der Gefühle“ übernimmt und fusioniert, ohne auf die finanzielle Disziplin zu achten, der zerstöre Werte und müsse früher oder später dafür bezahlen.
Darauf legt Pessina offenbar großen Wert: Mehrfach betont er, nicht emotional auf die Nachricht zu reagieren, sondern sich schlicht „an die Fakten“ halten zu wollen. Und die sprächen nun einmal für Walgreens. Bei Walgreens wisse man, „dass unsere Pläne tragfähig sind, wir kennen unsere Strategie ganz genau.“ Der Konzern habe die Mittel und Möglichkeiten, diese Strategie umzusetzen. „Sie werden niemals sehen, dass wir in Panik verfallen oder unter dem Druck der Gefühle handeln.“
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