Pharmahandelskonzerne

Pessina will totale Kontrolle

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Berlin -

Nun also doch: Walgreens Boots Alliance (WBA) ist an einer Komplettübernahme des Großhändlers AmerisourceBergen (ASB) interessiert. Dies berichtet das Wall Street Journal (WSJ) unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Bislang gab es Gespräche, eine Transaktion stünde aber nicht unmittelbar bevor, hieß es weiter.

Walgreens hält bereits 26 Prozent an dem Pharmagroßhändler, dessen Börsenwert vor der Veröffentlichung des WSJ-Berichts bei knapp 20 Milliarden US-Dollar gelegen hatte. Die ASB-Aktie legte nachbörslich um rund ein Fünftel zu. Gemessen an dem nachbörslich erreichten Kursniveau müsste WBA rund 18 Milliarden Dollar auf den Tisch blättern, um ASB komplett schlucken zu können. Die beiden beteiligten Konzerne haben sich zu den Spekulationen nicht geäußert.

Kurz nach der Fusion von Walgreens und Alliance Boots hatte sich Konzernchef Stefano Pessina 2013 mit ASB verbündet, allerdings sicherte er zu, für eine bestimmte Zeit nicht mehr als 23 Prozent der Anteile einzusammeln. In den Vorstand zog mit Ornella Barra die langjährige Partnerin von Pessina ein. Dadurch konnte er den Partner in seinen globalen Einkaufsverbund aufnehmen: In der Schweiz sammelt ein Team von WBA für alle weltweit generierten Umsätze zusätzliche Rückvergütungen bei der Industrie ein.

ASB gehört neben Cardinal Health und McKesson zu den drei führenden Großhändlern in den USA, die zusammen auf einen Marktanteil von 95 Prozent kommen. 2001 aus der Fusion von AmeriSource und Bergen Brunswig hervorgegangen, liefern die 26 Vertriebszentren heute nach Konzernangaben jede fünfte Arzneimittelpackung in den USA aus.

Durch die Allianz mit ASB wurden – parallel zu den transatlantischen Fusionen Boots/Walgreens und Celesio/McKesson – im bis dato nicht vertikalisierten US-Markt die Karten neu gemischt: ASB schnappte Cardinal Health den Großkunden weg – und damit 20 Milliarden US-Dollar Umsatz. Der Konkurrent wiederum holte sich die Apothekenkette CVS als Kunde von McKesson – rund 12 Milliarden Dollar. Der Celesio-Mutterkonzern sicherte sich schließlich mit Rite Aid die dritte Megakette, die nun allerdings ebenfalls zum Großteil von WBA übernommen wurde.

Bislang hatten die Einzelhandelsriesen ihre Bestellungen für bestimmte Zeiträume an einen oder mehrere Partner vergeben. Im Vordergrund standen Markenpräparate; die Bulkware zur Konfektionierung in der Apotheke kauften die Ketten direkt bei den Herstellern.

Mittlerweile versucht der Konkurrent CVS, sich mit der Krankenversicherung Aetna zusammenzuschließen, um sich so vor einer möglichen Konkurrenz durch Amazon zu schützen. Seit einiger Zeit gibt es Spekulationen, dass der Internetgigant stärker in den Pharmahandel vorstoßen will und den Sektor damit aufmischen würde. Dies bringt die etablierten Anbieter unter Druck.

Zuletzt hatte WBA für knapp 4,4 Milliarden Dollar 1932 Apotheken des Konkurrenten Rite Aid übernommen. Ursprünglich wollte Pessina die Apothekenkette mit 4600 Filialen für 9,4 Milliarden Dollar komplett übernehmen. Wäre der Deal durchgegangen, hätten rund 12.900 Filialen zum Konzern gehört – jede fünfte Apotheke in den USA wäre seinem Imperium zuzurechnen gewesen.

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