Walgreens Boots Alliance (WBA) hat die Beteiligung am US-Großhändler AmerisourceBergen (ASB) auf 23,9 Prozent erhöht. Dafür zahlte der Apothekenkonzern 1,19 Milliarden US-Dollar. Gleichzeitig baut der Finanzinvestor KKR seine Beteiligung an WBA weiter ab.
Kein Jahr nach dem Einstieg von Walgreens bei Alliance Boots hatte Konzernchef Stefano Pessina im Frühjahr 2013 die letzte große strategische Lücke geschlossen: Mit ASB wurde eine Einkaufspartnerschaft für zehn Jahre geschlossen, parallel stieg WBA beim US-Großhändler ein.
Mehr als den aktuellen Satz darf WBA der Vereinbarung zufolge nicht übernehmen. Einen Sitz im Vorstand hat Ornella Barra bekommen. Gemeinsam wollen die Konzerne Verträge mit Herstellern auf globaler Ebene schließen. Abgewickelt werden die Vereinbarungen in der Schweiz.
ASB gehört neben Cardinal Health und McKesson zu den drei führenden Großhändlern in den USA, die zusammen auf einen Marktanteil von 95 Prozent kommen. 2001 aus der Fusion von AmeriSource und Bergen Brunswig hervorgegangen, liefern die 26 Vertriebszentren heute nach Konzernangaben jede fünfte Arzneimittelpackung in den USA aus.
Gleichzeitig gibt es bei WBA Veränderungen in der Aktionärsstruktur: KKR hat weitere 37 Millionen Aktien verkauft und damit seinen Anteil von 3,5 auf 2,1 Prozent reduziert. Obwohl damit das Recht entfällt, einen Verteter in den Vorstand zu entsenden, darf Dominic Murphy sein Amt vorerst behalten.
2007 hatte Pessina gemeinsam mit KKR Alliance Boots von der Börse genommen – gerade ein Jahr nach der Fusion des britisch-italienischen Pharmahändlers Alliance UniChem und der britischen Drogeriekette Boots. Die 12,4 Milliarden Britische Pfund schwere Übernahme war der bis dahin größte fremdfinanzierte Zukauf in Europa. Jeweils rund eine Milliarde Pfund an Eigenmitteln wendeten die beiden Investoren für den Deal auf; den Rest streckten 9 Milliarden Pfund streckten Banken und Investoren wie die Strüngmann-Brüder vor.
Schon der erste Teil der Deals mit Walgreens spülte ordentlich Geld in die Kasse: Etwas mehr als vier Milliarden US-Dollar zahlten die Amerikaner in bar, außerdem erhielten die Europäer Walgreens-Aktien im Wert von knapp 2,7 Milliarden Dollar. Wie die neuen Partner Geld und Anteilsscheine unter sich aufteilen würden, blieb ihnen überlassen – solange kein einzelner Investor allzu große Positionen aufbauen würde.
Pessina verzichtete komplett auf die Barabfindung und strich fast 90 Prozent der Aktien ein – also fast dreimal soviel, wie sein Anteilspaket bei paritätischer Abfindung eigentlich zugelassen hätte. Die vier Milliarden Dollar gingen daher fast zu gleichen Teilen an KKR und die stillen Gesellschafter, nur rund 300 Millionen Dollar wurden in Walgreens-Aktien ausgezahlt.
Am 30. Dezember 2014 winkten die Walgreens-Aktionäre auch den zweiten Teil der Transaktion durch; eine große Wahl hatten sie freilich nicht mehr. Wieder gab es Geld und Anteilsscheine, mittlerweile hatte sich der Aktienkurs von Walgreens aber von 32 auf 76 Dollar mehr als verdoppelt hatte. Auch diesmal garantierte der Italiener, Mitgesellschaftern, die aussteigen wollten, ihre Aktien bis zur Obergrenze von einer Milliarde Dollar gegen Bargeld einzutauschen.
Ein Jahr lang mussten sich die Investoren gedulden, bevor Dollar und Aktien tatsächlich transferiert werden konnten. Diesmal blieben auch andere Aktionäre dabei. Pessina selbst hatte im November noch einmal nachgelegt und sich für 200 Millionen Euro Optionen für weitere 2,3 Millionen Aktien gesichert. Mit 13 Prozent ist er nach beiden Runden heute größter Einzelaktionär bei WBA. Indem er auf eine Barabfindung in Höhe von 5,5 Milliarden Dollar verzichtete, konnte er sich für 7,4 Milliarden Dollar Walgreens-Aktien sichern – die nach heutigem Kurs knapp 11 Milliarden Dollar wert sind.
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