Pharmahändler

Pessina: Großbritannien wird geschäftsfeindlicher

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Berlin -

Die Briten sind sauer auf Alliance Boots: Seit der Übernahme der Drogerie- und Apothekenkette durch den italienischen Geschäftsmann Stefano Pessina und den US-Finanzinvestor KKR ist der Konzern formal im Ausland beheimatet. Pessina setzt sich gegen den Vorwurf der Steuerumgehung nun öffentlich zur Wehr: „Die generelle Atmosphäre in diesem Land ist wirklich immer geschäftsfeindlicher“, so Pessina gegenüber der „Financial Times“.

 

2008 war Alliance Boots formal ins schweizerische Zug umgezogen. Insbesondere im vergangenen Jahr musste sich Pessina nach der Verkündung der Jahresbilanz Vorwürfe gefallen lassen: Die Tageszeitung „The Guardian“ berichtete, dass dem Staat jährlich 100 Millionen Britische Pfund verloren gingen. Daraufhin organisierten Steuerzahler-Verbünde Demonstrationen vor Boots-Filialen im ganzen Land.

Pessina zufolge sind die Vorwürfe haltlos: Wenn Alliance Boots statt in der Schweiz offiziell in Großbritannien ansässig wäre, würde der Konzern „mehr oder weniger“ den gleichen Steuersatz zahlen. Er begrüße die Entscheidung der Regierung, die Körperschaftssteuer zu senken. „Die Atmosphäre im Land sollte aber mit dem Handeln der Regierung übereinstimmen“, sagte der 70-Jährige gegenüber der Financial Times.

 

 

„Wir haben uns für den Erhalt des Standortes Nottingham eingesetzt – obwohl es einfacher gewesen wäre, alles zu schließen“, sagt Pessina. „Ich will keine Privilegierung, sondern nur eine faire Behandlung in diesem Land.“ Wenn sich das Klima nicht bald ändere, könnten sich aber einige Konzerne dazu entscheiden, das Land zu verlassen.

Die Eigentümer von Alliance Boots kennen sich mit internationalen Strukturen aus: Die Dachgesellschaft der schweizerischen Holding sitzt in Gibraltar; Pessinas Vermögensverwaltung ist formal in Luxemburg angesiedelt, der Privatmann in Monaco gemeldet. Die KKR-Fonds sind auf den Cayman-Islands, in Kanada und auf Guernsey registriert.

Mitte Mai will der Konzern seine Jahresbilanz verkünden. Den nächsten Mega-Deal soll Pessina dem Bericht zufolge schon ins Auge gefasst haben: Dabei soll der Pharmahandelskonzern wohl seine Tätigkeit in Lateinamerika ausbauen wollen. Auch ein Markteintritt in den USA oder in Asien wird kolportiert. Pessina selbst kündigte zwar einen „transformationelles Geschäft“ an, wollte aber keine eventuellen Übernahmekandidaten nennen.

 

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