Eine Apothekerin aus Österreich soll 2500 Packungen des Corona-Medikaments Paxlovid illegal verkauft haben. Dies berichtet die Tiroler Tageszeitung. Gelandet sind die Arzneimittel laut Anklage schließlich in China.
Seit Monaten ist das österreichische Gesundheitsministerium auf der Suche nach verschollenen Paxlovid-Packungen. 20.000 Einheiten seien nicht mehr zu finden. In den Jahren 2022 und 2023 konnte das Mittel von den Apotheken gratis über den Großhandel bezogen und ebenso gratis gegen Vorlage eines Rezepte abgegeben werden. Eine Dokumentation der Abgabe war nicht vorgesehen.
Im Sommer wandte sich Gesundheitsminister Johannes Rauch an die Apotheken. Sie sollten den Verbleib der von ihnen bezogenen Mengen nachweisen. Nun scheint zumindest ein Leck in der Versorgung gefunden zu sein: Die Leiterin einer Innsbrucker Apotheke und deren Assistent seien wegen schweren Betrugs angeklagt worden, meldet die Regionalzeitung.
Die Anklage wirft den beiden Beschuldigten vor, 2500 Packungen aus dem Bundeskontingent ohne Vorlage einer ärztlichen Verschreibung abgegeben zu haben. „Das Medikament wurde dann gegen geringes Entgelt an einen Chinesen weitergegeben, der es nach China versandte“, sagte Staatsanwalt Hansjörg Mayr. Als sich der Großhändler nach dem bundesweiten Fehlbestand wegen der hohen Bezugsmengen bei der Apothekerin gemeldet hatte, retournierte diese 450 Packungen.
Der Wert der unterschlagenen Arzneimittel beträgt 1,8 Millionen Euro. Das bedeutet eine Strafandrohung von ein bis zehn Jahren Haft.
Der Verteidiger der angeklagten Apothekerin stellt gegenüber der Zeitung jedoch jedes Verschulden seiner Mandantin in Abrede: „Die Medikamente wurden vom Mitarbeiter meiner Mandantin eigenmächtig verkauft. Es wird zu prüfen sein, ob meine Mandantschaft für das Verhalten ihres Mitarbeiters verantwortlich sein kann.“ Für beide Angeklagten gelte die Unschuldsvermutung. Ein Prozesstermin am Landesgericht Innsbruck steht noch aus.
In Summe hatte der Bund 180.000 Packungen Paxlovid beschafft, von denen zwischen März 2022 und Ende November 2023 insgesamt 123.000 Packungen an die öffentlichen Apotheken ausgeliefert wurden. 57.000 Packungen gingen an Krankenhäuser und ärztliche Hausapotheken.
Die Apothekerkammer berichtete monatlich über die von den Apotheken abgegebenen Packungen Paxlovid, allerdings nur über jene, die über die pharmazeutische Gehaltskasse mit den Sozialversicherungen abzurechnen waren. Abgaben auf Privatrezept oder Notfallabgaben wurden laut Ministerium nicht erfasst.
„Mindestens“ 20.000 Packungen Paxlovid fehlen laut Ministerium weiterhin in der Aufstellung der Kammer. Man verlange hier restlose Transparenz.
Die Kammer wiederum wies die Kritik des Ministers prompt zurück: Von den 123.000 an die Apotheken ausgelieferten Packungen wurden bis Ende November 2023 insgesamt 90.000 Packungen auf Kassenrezept abgegeben, von 37 Apotheken fehlten zum Zeitpunkt der Aussendung noch die Abrechnungszahlen. Nach internen Datenauswertungen wurden 15.000 Packungen auf Privatrezept etwa an Touristen oder Beamte abgegeben. Rund 4600 Packungen wurden nach einem Informationsschreiben des Ministeriums aufgrund abgelaufener Haltbarkeit in den Apotheken fachgerecht entsorgt.