Großbritannien

Patienten wollen Celesio-Apotheke retten

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Berlin -

190 nicht mehr lukrative Filialen will die britische Apothekenkette Lloydspharmacy schließen. Eine Kundin in Bracknell kämpft mit einer Online-Petition um ihre Filiale vor Ort.

Sharon Wilkinson scheint über Insiderkenntnisse zu verfügen. Vor drei Wochen startete sie eine Petition auf dem Portal change.org: „Lloydspharmacy im Gesundheitszentrum von Skimped Hill schließt im März 2018.“ Die Bevölkerung werde den Vorteil einer Apotheke in unmittelbarer Nachbarschaft der Arztpraxen vermissen, schrieb die streitbare Engländerin. „Persönlich ziehe ich diese Apotheke den anderen vor, weil die Mitarbeiter immer hilfsbereit und sehr schnell in der Rezeptbearbeitung sind.“

96 Unterstützer sprangen Wilkinson bereits bei. So kommentierte ein User, die Niederlassung im Gesundheitszentrum sei die einzige Apotheke, die für seine Eltern im Seniorenalter zu Fuß erreichbar sei. Eine Tür an Tür zu den Ärzten gelegene Apotheke komme dem Patientenwohl zugute, ergänzte eine andere Unterstützerin.

Insgesamt 190 Filialen von Lloydspharmacy werden in ganz Großbritannien wegen Unrentabilität verkauft oder geschlossen. Das kündigte der mittlerweile zurückgetretene Chef der Konzernmutter Celesio UK, Cormac Tobin, im letzten Oktober an. Tobin machte dafür vor allem die Sparmaßnahmen der britischen Regierung und des staatlichen Gesundheitsdienstes NHS verantwortlich. Zwischen Dezember 2015 und Dezember 2018 müssten die öffentlichen Apotheken insgesamt eine Kürzung von 208 Millionen Pfund (233 Millionen Euro) verkraften.

Gegenüber dem britischen Branchenmagazin Chemist+Druggist (C+D) bestätigte Lloydspharmacy, man bereite auch die Schließung der Niederlassung im etwa 60 Kilometer von London entfernten Bracknell vor. „Dies ist ein laufender Prozess, darum ist es zu früh, um weitere Einzelheiten bekannt zu geben.“ Ob man von der Petition Kenntnis genommen habe oder in Kontakt mit ihrer Initiatorin sei, wollte der Konzern auf Anfrage nicht verraten.

Der örtliche Apothekerausschuss, das Local Pharmaceutical Committee (LPC), zeigte sich überrascht von den Plänen des Konzerns. Man hoffe, dass sich Lloydspharmacy noch auf die Suche nach einem Käufer mache, der in den Mietvertrag einsteigen könne, sagte Geschäftsführerin Carol Trower. „Wir wären enttäuscht, wenn die Apotheke schließen müsste, sie wird viel genutzt und ist bei den Kunden vor Ort geschätzt.“

Um die durch die staatlichen Kürzungen verursachten Ausfälle zu kompensieren, will Lloydspharmacy zudem Neukunden beim Lieferdienst zur Kasse bitten. Sie sollen für ein sechsmonatiges Abo im Lieferdienst künftig 35 Pfund (39,50 Euro) bezahlen, für ein ganzes Jahr werden 60 Pfund (68 Euro) fällig. Auch über ein Pilotprojekt zur Einführung von Gebühren für Bestandskunden werde nachgedacht, sagte Operations Director Catherine McDermott. „Was als ein sehr notwendiger Service für die Gebrechlichen und chronisch Kranken begann, wird jetzt von unzähligen körperlich leistungsfähigen Kunden im erwerbsfähigen Alter genutzt.“ Das koste ein Vermögen. Im Gegenzug hoffe man, wieder mehr Kunden in die Apotheke zu holen. Die Beratung vor Ort könne zu einer verbesserten Adhärenz beitragen.

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