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Paracetamol gegen Halsschmerzen

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Berlin -

Weniger Antibiotika, mehr Paracetamol: Das National Institute for Health and Care Excellence (NICE) hat im Januar eine neue Leitlinie zur Behandlung akuter Halsschmerzen veröffentlicht. Ziel sei es, die Antibiotikaverschreibungen einzudämmen.

Antibiotika würden zu schnell und zu oft verordnet, obwohl dies aus medizinischer Sicht nicht notwendig sei. „Akute Halsschmerzen werden oft durch einen Virus verursacht. Die Beschwerden dauern etwa eine Woche an“, so die Experten. Außerdem stelle sich bei den meisten Menschen keine Verbesserung durch Gabe eines Antibiotikums ein. Mit diesem Hintergrund hat das NICE einen Leitfaden zur Verschreibungspraxis von Antibiotika bei akuten Halsschmerzen entwickelt.

Die Leitlinie richtet sich vor allem an Ärzte und enthält Empfehlungen zur Therapie und Beratung von akuten Halsschmerzen und wann welches Antibiotikum notwendig ist. Außerdem werden Empfehlungen zur Selbstmedikation gegeben. Im Gespräch sollen Fragen zu den Beschwerden wie etwa zur Verbesserung und Verschlechterung sowie der Dauer beantwortet werden.

Klagen Patienten über akute Halsschmerzen, soll anhand eines FeverPain-Scores die Notwendigkeit einer Antibiose ermittelt werden. Entscheidend sind die Parameter Fieber und Schleim/Eiter über einen Zeitraum von drei Tagen sowie leicht entzündete Mandeln ohne Schnupfen und Husten. Für jeden Parameter soll ein Punkt vergeben werden. Außerdem soll der Centor Score beachtet werden, der anhand von Parametern wie Tonsillarexsudat oder Fieber > 38 Grad ermittelt wird.

Liegt der Fieber-Schmerz-Score bei 0 oder 1 und der Centor Score bei 0, 1 oder 2 ist kein Antibiotikum nötig. Die Patienten sollten mit Paracetamol gegen Schmerzen und Fieber behandelt werden. Möglich sei auch die Einnahme von Ibuprofen, sofern das Schmerzmittel bevorzugt und vertragen werde. Außerdem sollten die Betroffenen ausreichend trinken. Wirkstoffhaltige Lutschpastillen könnten außerdem zu einer Linderung der Schmerzen bei Erwachsenen beitragen – geeignet seien Halsschmerztabletten mit einem Lokalanästhetikum wie Benzocain, nicht-steroidalem-Antirheumatikum (NSAR) wie Flurbiprofen oder Antiseptika.

Ärzte sollten die Betroffenen jedoch darauf hinweisen, dass nur eine geringe Schmerzlinderung durch derartige Präparate möglich ist. Sprays mit Chlorhexidin und Benzydamin seien laut Studienergebnissen nicht geeignet um die Beschwerden zu lindern, denn im Vergleich zu Placebo trat eine Besserung erst nach sieben Tagen ein. Für Lutschtabletten, Mundspüllösungen oder Mundsprays ohne Wirkstoff lägen keine Bewiese für eine Verbesserung der Beschwerden vor.

Sind Fieber und Schmerzen auf der Skala bei 2 oder 3 einzureihen sollte ebenfalls nicht erwogen werden ein Antibiotikum zu verordnen. Jedoch sei eine Back-up-Verschreibung möglich. Dann könne das Antibiotikum eingenommen werden, wenn nach drei bis fünf Tagen keine Besserung der Beschwerden eintritt, sich die Symptome oder der körperliche Zustand verschlechtern. Bei stärkeren Beschwerden solle unverzüglich eine Antibiose angesetzt werden. Liegt der Erkrankung eine schwere Infektion zu Grunde sollten die Betroffenen unverzüglich ein Antibiotikum erhalten und gegebenenfalls hospitalisiert werden. Für den Fall einer Antibiose geben die Experten eine Übersicht zur Wahl des passenden Arzneimittels. Mittel der ersten Wahl für Erwachsene und Kinder ist Phenoxymethylpenicillin. Als Alternativen gelten Clarithromycin und Erythromycin.

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