Großbritannien

Paracetamol außerhalb der Apotheke Patrick Hollstein, 19.08.2008 10:37 Uhr

Berlin - 

Während in Deutschland Paracetamol von April 2009 an in Packungen mit mehr als zehn Gramm nur noch auf Rezept erhältlich sein soll, plant die britische Arzneimittelaufsicht eine weitere Freigabe: Nach dem Willen der Behörde soll ein Paracetamol-Saft für Kinder („Calpol 6+“) künftig auch außerhalb der Apotheken abgegeben werden dürfen. Bereits heute sind einige Paracetamol-Produkte im Königreich von der Apothekenpflicht befreit.

So können Produkte mit bis zu zwölf Einzelportionspackungen à  250 Milligramm Paracetamol bereits heute außerhalb von Apotheken abgegeben werden; das Gleiche gilt für Schmelztabletten in Packungen von bis zu vier Gramm Paracetamol. Nach dem Vorschlag der Behörde, der auf einen Antrag der Johnson&Johnson-Tochter McNeil zurückgeht, soll nun auch der Fiebersaft in einer Abpackung von 80 Gramm, entsprechend vier Gramm Wirkstoff, freigegeben werden.

Bei den Apothekern stößt der Vorschlag auf Ablehnung: Im Rahmen der öffentlichen Anhörung warnte der britische Apothekerverband vor Risiken für die Verbraucher. Bereits 1998 seien die Höchstmengen für die Abgabe von Paracetamol von 100 auf 30 Tabletten à  500 Milligramm wegen der Gefahr der versehentlichen oder absichtlichen Vergiftung reduziert worden.

Entsprechend kontraproduktiv ist nach Ansicht der Apotheker die neuerliche Freigabe, mit der die Arzneimittelaufsicht den Zugang zu Paracetamol-haltigen Produkten erleichtern will. Sowohl Behörde als auch Apotheker verweisen auf die bereits auf dem Markt befindlichen Präparate, die als Referenz respektive Ersatz dienen sollen. Die Anhörung endete am 6. August; nun muss die Arzneimittelaufsicht über den künftigen Status entscheiden.

In den vergangenen Monaten hatte nicht nur in den USA, sondern auch in Großbritannien eine öffentliche Diskussion über die Risiken von Erkältungsmitteln bei Kindern stattgefunden, in die sich auch die Arzneimittelbehörde mit einer entsprechenden Warnung eingebracht hatte. Empfohlen wurde anstelle von Diphenhydramin, Dextromethorphan, Guaifenesin, Pseudoephedrin und Oxymetazolin die Anwendung von Paracetamol und Ibuprofen gegen Fieber sowie Sirupen mit Glycerol, Honig oder Zitrone gegen Husten.