Großbritannien

OTC-Präparate vom Arzt Désirée Kietzmann, 26.03.2009 10:25 Uhr

Berlin - 

Ärzte in Großbritannien erhalten möglicherweise schon bald das Dispensierrecht für OTC-Arzneimittel. Dies berichtet die Tageszeitung „Daily Telegraph“ unter Bezugnahme auf ein Dokument der britischen Regierung. Danach soll es Medizinern künftig gestattet werden, nichtverschreibungspflichtige Präparate gewinnbringend zu verkaufen. Eventuell soll sogar Sprechstundenhilfen die Abgabe erlaubt werden.

Um mögliche Auswirkungen eines OTC-Dispensierrechts für Ärzte zu prüfen, hat das Gesundheitsministerium laut „Daily Telegraph“ ein Gutachten in Auftrag gegeben. Generell soll die Eigenverantwortung der Patienten stärken. Die Gutachter sprechen sich für die OTC-Abgabe in Arztpraxen aus, solange keine „geeignete Alternative“ zur Verfügung stehe.

In Regionen ohne Apotheke können Ärzte in Großbritannien schon heute Rx-Medikamente abgeben und die üblichen Gebühren verlangen. Etwa 5.000 dieser „dispensing doctors“ versorgen aktuell mehr als drei Millionen Patienten im ländlichen Raum. Bislang dürfen Mediziner des Nationalen Gesundheitsdienstes NHS jedoch keine OTC-Produkte verkaufen. Dadurch soll sicher gestellt werden, dass die Ärzte nur auf medizinischer Grundlage Arzneimittel empfehlen.

Auch die Gutachter sehen das Risiko, dass sich dies mit der OTC-Abgabeerlaubnis ändern könnte: „Hausärzte könnten ihren Patienten raten, zusätzliche Medikamente zu kaufen, um von den Margen aus dem OTC-Verkauf zu profitieren.“ Eine optimale Versorgung sei damit in Gefahr. Zudem könnten Ärzte aufgrund des beschränkten Angebots im ländlichen Raum die Preise diktieren könnten, befürchten die Gutachter.

Allerdings überwiegen laut Experten die Vorteile der Abgabeerlaubnis - vor allem auf wirtschaftlicher Seite: Mit der Chance auf zusätzliche Einnahmen aus OTC-Verkäufen würden Ärzte weniger Medikamente zu Lasten von NHS verschreiben, nehmen die Gutachter an. Das Gesundheitsministerium werde im weiteren Verlauf des Jahres Stellung zu den Vorschlägen nehmen, sagte ein Sprecher der gegenüber dem „Daily Telegraph“.