Die griechische Regierung will ab dem kommenden Jahr den Verkauf bestimmter OTC-Medikamente außerhalb der Apotheke erlauben. Über eine entsprechende gesetzliche Regelung soll demnächst im Parlament entschieden werden. Außerdem soll ab Januar die Preisbindung wegfallen. Damit werden nun doch Auflagen der Troika umgesetzt.
Bisher waren alle Produkte in der Selbstmedikation apothekenpflichtig. Ab dem kommenden Jahr will das Gesundheitsministerium aber zahlreiche Präparate freigeben. 216 Wirkstoffe sollen auf einer speziellen Liste stehen – darunter Acetylsalicylsäure, Glycerin, Glucosamin, Hexetidin, Paracetamol und Retinylpalmitat.
Nach den Kriterien der Arzneimittelbehörde EOF kommen für eine Entlassung aus der Apothekenpflicht nur Wirkstoffe in Frage, deren Indikation einfach zu erkennen ist und die einfach zu dosieren sind. Sie sollen keine gesonderte Lagerung bedürfen und in kleinen Verpackungsgrößen erhältlich sein. Des Weiteren sollen sie geringe Wechselwirkungen und keine langfristigen Risiken aufweisen.
Somit wäre ein weiterer Schritt in Richtung Liberalisierung des Apothekenmarktes getan: Im Juni 2010 strich die Regierung unter Giorgos Papandreou bereits die Erstattung für OTC-Medikamente. Nach zweieinhalb Jahren Übergangszeit gilt ferner ab 2017 die von Andonis Samaras und seinem Kabinett 2014 beschlossene Regelung der freien Preiswahl für OTC-Präparate.
Der OTC-Markt ist seitdem trotzdem stetig gewachsen und aktuell rund 400 Millionen Euro schwer. Viele Medikamente müssen die Griechen selbst bezahlen, da sie sich den Arztbesuch oft nicht mehr leisten können.
Noch im vergangenen Sommer hatte die Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras den Arzneimittelbereich von den Reformplänen ausgenommen. Im Oktober stellte der damalige Gesundheitsminister Andreas Xanthos (Syriza) aber einen Gesetzesentwurf vor, in dem die Forderungen der Troika, den Apothekenmarkt zu liberalisieren, aufgegriffen wurden: Das Reformpaket umfasste zudem Änderungsvorschläge zum Fremd- und Mehrbesitzverbot.
Der Apothekerverband rief seine Mitglieder daraufhin zum Streik auf. Die Pharmazeuten befürchten, dass die Entlassung von OTC-Präparaten aus der Rezeptpflicht viele Kollegen in den Ruin treiben könnte, da dies die letzte Warengruppe sei, die den Apothekern sofort Geld bringe. Die Troika erhoffte sich bereits 2013 Preissenkungen von bis zu 25 Prozent, sollten OTC-Präparate bald in Supermärkten abgegeben werden dürfen.
Als Grundlage für die Forderungen der Troika diente ein Gutachten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Den Experten zufolge wird unter anderem durch Regelungen wie Fremdbesitzverbot und Apothekenpflicht die wirtschaftliche Entwicklung des Landes gebremst. In Griechenland kamen zuletzt 99 Apotheken auf 100.000 Einwohner, entsprechend 1000 Einwohner pro Apotheke.
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