Österreich

OTC-Medikamente: dm nimmt dritten Anlauf

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Berlin -

Die österreichischen Apotheker stemmen sich derzeit gegen eine Liberalisierung. Denn die Drogeriekette dm versucht mittlerweile im dritten Anlauf, OTC-Medikamente in ihre Filialen zu bringen.

Die Drogeriemarktkette versucht seit Längerem, die gesetzlichen Bestimmungen zu kippen, die in Österreich einen „Apothekenvorbehalt“ für rezeptfreie Arzneimittel festschreiben. Nicht weniger als Arzneimittelgesetz (AMG), Apothekengesetz (ApG) und Apothekenbetriebsordnung sowie verschiedene andere Vorschriften will dm außer Kraft setzen lassen. Der Prüfantrag sei sei jedoch nicht präzise genug formuliert, bemängelten die Richter und wiesen ihn zurück. Doch nun kündigte dm einen dritten Anlauf innerhalb der nächsten drei bis vier Monate an.

Die Apotheker laufen dagegen naturgemäß Sturm. Nur sie könnten die gesetzlich vorgeschriebene Beratung und damit die notwendige Sicherheit gewährleisten. Außerdem sei die Debatte um das Vorhaben viel zu sehr auf die wirtschaftlichen Folgen einer Liberalisierung konzentriert. Dabei seien die durchaus gering, kritisiert Jürgen Rehak, Präsident des österreichischen Apothekerverbandes.

20 bis 30 Prozent günstiger als die Apotheken könnten die Drogerien die OTC-Präparate abgeben, behauptet dm. Dem widerspricht Thomas Czypionka. Der Gesundheitsökonom hat für das Wiener Institut für Höhere Studien (IHS) ein Gutachten zu den möglichen Folgen einer Liberalisierung geschrieben, in dem auch die Erfahrungen anderer Länder evaluiert wurden. So hatten Dänemark, Norwegen, Schweden und die Niederlande die OTC-Märkte in den letzten Jahren dereguliert. Günstiger sei dadurch kaum etwas geworden.

Ein Apothekensterben sei allerdings ebenfalls nicht zu erwarten. Auch in den genannten Ländern, in denen so manches Medikament sogar an Tankstellen erhältlich ist, sei es dazu nicht gekommen. Die eine oder andere Apotheke könne sich zwar zur Aufgabe gezwungen sehen, aber zwei Drittel des Umsatzes – insgesamt 2,7 Milliarden Euro – komme ohnehin durch rezeptpflichtige Medikamente. Wichtiger sei es deshalb, über die Folgen für die öffentliche Gesundheit zu diskutieren, sagt auch Rehak.

Sollten die Drogerien das Recht zum Verkauf einiger lukrativer OTC-Medikamente erhalten, könnten die Apotheker nämlich ihre Nachtdienste nicht mehr durch deren Verkauf quersubventionieren. Dann gäbe es nur noch zwei Möglichkeiten: entweder öffentliche Subventionen wie in Dänemark oder das Ende der flächendeckenden Randzeitversorgung. Volkswirtschaftlich gesehen könnte die Liberalisierung also ein Nullsummenspiel sein.

Hinzu komme der Punkt der Medikamentensicherheit: Rehak warnte, dass die Freigabe zu vieler Wirkstoffe und zu starker Produkte negative Folgen für die Volksgesundheit haben würde. Das sehe man beispielsweise an den USA, wo Paracetamol freigegeben wurde und mittlerweile jedes zweite akute Leberversagen auf das Schmerzmittel zurückzuführen sei. Auch kritisierte Rehak die Idee, das Fremd- und Mehrbesitzverbot aufzugeben. Dadurch würden in kürzester Zeit Ketten entstehen, die die Preise erst recht diktierten. So seien in Norwegen innerhalb von drei Jahren nach der Privatisierung 2001 fast alle privaten Apotheken verschwunden. Die Folge: Die Preise seien um 20 Prozent gestiegen.

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