Dieser OTC-Hersteller produziert für Amazon Gabriele Hoberg, 22.02.2018 15:04 Uhr
Amazon als Apotheke? Nach wie vor wartet die Branche auf den nächsten Schritt des Internetgiganten im Arzneimittelbereich. In den USA hat der Konzern derweil die ersten Gesundheitsprodukte als Eigenmarke im Angebot. Lieferant ist Perrigo, der Mutterkonzern des deutschen OTC-Herstellers Omega.
Amazon hatte seinen Angriff auf die Drogerie- und Apothekenketten eher unauffällig gestartet. Im August brachte der Konzern eine Reihe von Produkten unter der Dachmarke „Basic Care“ heraus. Inzwischen präsentiert Amazon auf seinen Online-Seiten 60 verschiedene Produkte.
Die Aufmachung ist stets dieselbe: Unter der Dachmarke findet sich ein Hinweis auf die Indikation, im Zentrum der Verpackung steht der Wirkstoff. Prominent wird in der oberen Ecke das Referenzprodukt genannt: „Compare to Imodium“ heißt es beim Loperamid-Produkt, „Compare to Nicorette“ beim Nicotinkaugummi. Auf Prevacid wird bei Lansoprazol hingewiesen, auf Zantac bei Ranitidin. Bei Famotidin darf der Hinweis auf Pepcid nicht fehlen. Bei Paracetamol wird Tylenol genannt, bei Ibuprofen Advil (Tabletten) beziehungsweise Motrin (Fiebersaft) und bei Cetirizin Zyrtec. Beim in den USA generisch verwendeten Aspirin gibt es den Hinweis auf „Bayer Aspirin“. Bei Generika ohne einschlägiges Referenzprodukt wie Omeprazol wird an derselben Stelle auf die FDA-Zulassung hingewiesen.
Angeboten werden überwiegend Großpackungen mit bis zu 500 Tabletten. Die Preise liegen teilweise deutlich unter denen der Eigenmarken großer Apothekenketten wie Walgreens, CVS und Walmart. Bei Loperamid etwa kostet die 200er-Packung 8,98 US-Dollar. Das Konkurrenzprodukt von Walgreens ist für 25,99 Dollar zu haben.
Lieferant ist der irische Hersteller Perrigo, zu dem seit 2014 auch der deutsche OTC-Hersteller Omega mit Marken wie Granufink, Azaron, Pencivir und Abtei gehört. Das Unternehmen Sitz in Herrenberg bei Stuttgart firmierte in der Vergangenheit unter dem Namen Deutsche Chefaro und war durch die Übernahme verschiedener OTC-Marken von GlaxoSmithKline (GSK) gewachsen.
Perrigo ist vor allem in den USA präsent, der Konzern stellt OTC-Produkte, Rx-Medikamente, Tierarzneimittel und Babynahrung her. Außerdem ist der Konzern als Lohnhersteller aktiv und produziert unter anderem Ketten wie Lloyds, Boots und Superdrug, aber auch für Hersteller wie GlaxoSmithKline, Johnson & Johnson, Reckitt Benckiser, die Stada-Tochter Thornton & Ross sowie Procter & Gamble. Außerdem vertreibt der Konzern seine Eigenmarke GoodSense bei Amazon – und über den eigenen Fabrikverkauf „Factory OTC“.
Dass die Zusammenarbeit der beiden Konzerne bislang ausschließlich verschreibungsfreie Medikamente umfasst, könnte sich laut Marktbeobachtern bald ändern, denn Amazon zielt auf den gesamten US-Gesundheitsmarkt, Rx inklusive. Dazu hat Konzernchef Jeff Bezos zum Jahresanfang weitere Weichen gestellt: Er will zusammen mit Warren Buffet von Berkshire Hathaway und Jamie Dimon, dem Chef der größten US-Investmentbank JPMorgan Chase, eine eigene Krankenversicherung gründen, zunächst erstmal nur für die rund eine Million Angestellten in den drei Konzernen.