Während in Deutschland die Zahl der Apotheken kontinuierlich sinkt, eröffnen die Kollegen in Österreich neue Geschäfte. 1328 Apotheken gibt es aktuell im Nachbarland, rund ein Dutzend Betriebsstätten werden jedes Jahr neu zugelassen. Insgesamt haben in den vergangenen zehn Jahren 156 Apotheken neu eröffnet – das entspricht einem Wachstum von 13 Prozent. Dass eine Apotheke schließen muss, kommt laut Apothekerkammer selten vor – „praktisch nie“.
Die meisten Apotheken eröffneten laut Kammer in Orten, die bislang keine Apotheke hatten: 71 Neugründungen gab es hier seit 2004. In kleineren Städten mit bestehenden Apotheken kamen 44 Betriebsstätten hinzu. In den Landeshauptstädten waren es 41 öffentliche Apotheken, die Hälfte davon in Wien.
Österreich hat im europäischen Vergleich nach Dänemark, den Niederlanden, Schweden und Finnland die geringste Apothekendichte: Auf 100.000 Einwohner kommen 16 Apotheken. In Deutschland sind es 25, im EU-Durchschnitt 31. In der Alpenrepublik regelt eine Bedarfsplanung den Markt: Eine Apotheke darf nur dann eröffnet werden, wenn die nächste mindestens 500 Meter entfernt ist und mindestens 5500 Einwohner zu versorgen sind. Die bevölkerungsbezogene Vorgabe hatte der Europäische Gerichtshof (EuGH) vor einem Jahr als zu starr kritisiert und Nachbesserungen gefordert.
94 Prozent der Bevölkerung können die nächste Apotheke laut Kammer trotzdem innerhalb von zehn Minuten erreichen. In kleineren Nachbarorten würden Filialapotheken und Zustelldienste eröffnet. Jede öffentliche Apotheke darf eine Filiale betreiben. Derzeit werden 27 Geschäfte als Filialen geführt, vor zehn Jahren waren es 19.
Fremdbesitz ist in Österreich verboten, jedoch dürfen sich Nichtpharmazeuten mit bis zu 49 Prozent beteiligen. Bei der Gründung einer Apotheke ist es ausreichend, wenn dem Apothekenleiter 25 Prozent gehören. Vor allem Großhändler wie Herba Chemosan (Celesio) und Phoenix machen von dieser Regelung Gebrauch.
Neben der Zahl der Betriebsstätten entwickelten sich auch die Umsätze positiv: Die Median-Apotheke setzte 2004 rund 1,9 Millionen Euro um, 2014 waren es 2,7 Millionen Euro – das entspricht einem Wachstum von 42 Prozent. 70 Prozent werden von den Krankenkassen bezahlt. Insgesamt setzten die österreichischen Apotheken zuletzt 3,6 Milliarden Euro um.
Allerdings klagen auch die österreichischen Apotheker über Ertragsprobleme: Die Spanne des Kassenumsatzes sei seit geraumer Zeit rückläufig und mache es immer schwieriger, die Apothekenbetriebe zu finanzieren, so Verbandschef Dr. Christian Müller-Uri im Februar. Im Geschäftsjahr 2014 sank sie laut Müller-Uri auf den historischen Tiefststand von 16,4 Prozent. Damit sei sie seit 2010 um 10 Prozent gesunken. So blieb einer Apotheke von 10 Euro im Kassenbereich vor vier Jahren noch eine Spanne von 1,82 Euro, im Jahr 2014 nur noch 1,64 Euro.
Auch die Zahl der Angestellten steigt: Insgesamt 2950 Stellen wurden in den vergangenen zehn Jahren in Apotheken geschaffen, das entspricht einem Zuwachs von 22,6 Prozent. Rund 16.000 Personen arbeiten aktuell in öffentlichen Apotheken, davon 5650 Apotheker – 2004 waren es 4750. Jeder vierte Pharmazeut ist laut Kammer selbstständig, 75 Prozent sind angestellt. Durchschnittlich sind rund vier Pharmazeuten in einer Apotheke tätig.
Die Zahl der selbstdispensierenden Ärzte nimmt dagegen kontinuierlich ab: Laut dem Verband der pharmazeutischen Industrie (Pharmig) betrieben 2013 871 Ärzte eine Hausapotheke, 2007 waren es noch 962. „Viel weniger wird es aber nicht mehr werden“, kommentiert ein Sprecher der Apothekenkammer.
In abgelegenen Regionen ohne Apotheke dürfen Ärzte Arzneimittel an ihre Patienten abgeben. Über diese Ausnahmeregelung wird in Österreich immer wieder heftig gestritten. Bemühungen, die Ausnahmeregelung abzuschaffen, seien chancenlos und politisch nicht umsetzbar, heißt es von der Kammer. Die Ärzte hätten eine starke Position. Aktuell fordert die Ärztekammer Niederösterreich sogar eine Lockerung der Regeln und ein „freies Nebeneinander von ärztlichen Hausapotheken und öffentlichen Apotheken“.
Die Gesundheitsausgaben in Österreich lagen laut Pharmig zuletzt bei rund 34,8 Milliarden Euro, davon entfielen 12,2 Prozent auf Arzneimittel: Insgesamt 237 Millionen Packungen im Wert von 3,2 Milliarden Euro wurden abgegeben. Das entspricht einem Wachstum im Wert von 2,1 Prozent. 734,5 Millionen Euro wurden mit OTC-Produkten erwirtschaftet.
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