Österreich

Kammerpräsident on Ice

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Berlin -

Als junger Apotheker hat Max Wellan praxisnahe Fortbildungen vermisst. Lediglich Ärzte und Hersteller hätten Seminare angeboten. Der heutige Kammerpräsident organisierte in den 1990er Jahren deshalb selbst die ersten Schulungen für Kollegen. Die Idee war für ihn das Sprungbrett in die Standespolitik. Auch privat mag er es schwungvoll – als Wiener gehören für ihn traditionell Eis- und Balltanz dazu.

Wellan stammt aus einer Apothekerfamilie: Großmutter und Mutter sind Pharmazeutinnen. Sein anfängliches Interesse für Forschung im Bereich Nanotechnologie währte nur kurz, das Studium brach er ab. 1986 schrieb er sich für Pharmazie in Wien ein. „Die Arbeit in der Apotheke ist im Vergleich zur Wissenschaft vielfältiger und lebensnaher. In der Forschung arbeitet man nur mit wenigen Menschen zusammen“, sagt er.

Nach dem Studium fand der heute 47-Jährige 1994 in der Apotheke am Reumannplatz in Wien eine Anstellung. Bis 1997 war er parallel als Urlaubs- und Krankenvertretung in rund 20 Apotheken in ganz Österreich tätig. Dadurch konnte sich Wellan ein Bild von den verschiedenen Tätigkeiten in Land- und Klinikapotheken machen.

Vor allem eines fehlte ihm: relevante Schulungen. „Bevor ich in die Standespolitik gegangen bin, habe ich die Serie 'Von Apotheken für Apotheken' angeboten“, sagt er. Der Erfolg der Reihe verschaffte ihm die nötige Bekanntheit. Im Alter von 29 Jahren wurde er zum Vizepräsidenten der Landesgeschäftsstelle Wien gewählt. „Über die neuen praxisnahen Fortbildungen haben wir Schwung in die Kammer gebracht“, sagt er. Seither habe er rund 1000 Veranstaltungen organisiert.

Wellan ist ein Macher. „Ich habe schon immer einen politischen Gestaltungswillen gehabt“, sagt er. In der Kammer gab es zum Ende der Jahrtausendwende einen Generationswechsel. Zwei Jahre nach dem Start in der Standespolitik stieg er bereits in das Präsidium auf. Sein Motto lautet: „Nicht nur kritisieren, sondern selbst die Zukunft gestalten.“ 2012 löste er Heinrich Burggasser als Kammerpräsident ab.

Zu seinen wichtigsten Projekten zählte der Ausbau der Presseabteilung. Die Apotheker sollten sich transparenter und mit mehr Zahlen in der Öffentlichkeit präsentieren. Die elektronische Kommunikation – etwa downloadbare Notdienstpläne und Beipackzettel – gehen nach eigenem Bekunden auf ihn zurück.

Außerdem vernetzte Wellan die Apotheker mit anderen Organisationen: Vorher habe es heilberufliche Kooperationen wie die mit dem Tropeninstitut nicht gegeben, sagt er. Außerdem setzte er sich für bessere Serviceleistungen in der Apotheke und für ein Pharmaziestudium mit weniger Chemieeinheiten ein.

Seit 2014 ist er selbstständiger Apotheker. Von seiner Mutter übernahm er den Minderheitenanteil an der Apotheke am Reumannplatz. Acht Stunden die Woche arbeitet er selbst dort. Die Arbeit in der Offizin helfe, nicht „abzuheben“, sagt er. Derzeit engagiert er sich als Kammerpräsident für ein honoriertes Medikationsmanagement in der Apotheke. Ein weiteres Zukunftsprojekt sei Pharmacogenetics, sagt Wellan: Stratifizierte Arzneimitteltherapie und personalisierte Medizin würden das Aufgabengebiet der Apotheker bedeutend erweitern.

Auch privat mag Wellan Bewegung: „Für mich ist es wichtig, Sport zu machen“, sagt er. Von 1986 bis 1991 war er Mitglied der österreichischen Basketballnationalmannschaft, während des Wehrdienstes engagierte er sich in der Sport- und Nahkampfschule.

Im Team feiere man gemeinsam Erfolge und arbeite für Ziele. Auch Bridge spielt er gern. Weitere Leidenschaften gelten der Fotographie und dem Eislaufen: „Eistanz mache ich um der Freude Willen. Das ist wie der Balltanz in Wien eine alte Tradition.“

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