Österreich

Startschuss für den Versandhandel

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Berlin -

Apotheken in Österreich dürfen seit heute rezeptfreie Arzneimittel verschicken. Nach jahrelanger Diskussion ist der Versandhandel erlaubt. Die Österreicher nehmen die Änderung gelassen: Gerade einmal acht Apotheken haben sich bislang als Versender registriert, nur drei bieten schon einen Shop an.

Bereits seit 2003 dürfen Apotheken aus der EU in Österreich zugelassene OTC-Präparate in das Land versenden. Den österreichischen Apotheken war das bislang versagt. Ab heute ist der Versandhandel auch für sie erlaubt. Rezeptpflichtige Medikamente, Tierarzneimittel und Rezepturen dürfen aber auch weiterhin nicht verschickt werden.

Inländische Apotheken, die Arzneimittel verschicken wollen, müssen dies dem Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) melden. Die Apotheken werden regelmäßig überprüft. Sie dürfen Arzneimittel nur in einer üblichen Menge verschicken, Mindestbestellmengen dürfen nicht vorgeschrieben werden.

Die Webshops müssen außerdem das EU-Versandlogo aufweisen, um die Apotheken als zugelassene Händler zu identifizieren. Ein Klick auf das Logo führt auf die Webseite des BASG. Von dort führt ein Link zurück auf die zugelassene Webseite.

Bislang haben sich sieben Apotheken beim BASG registriert: vier aus Wien sowie jeweils eine aus Innsbruck, Graz, Linz und Stumm im Zillertal. Bei der Apothekerkammer geht man davon aus, dass sich in den kommenden Wochen bis zu 40 Apotheken registrieren. Insgesamt gibt es in Österreich 1360 Apotheken. In Deutschland haben von knapp 20.500 Apotheken 3000 eine Versandhandelserlaubnis. Allerdings betreiben nach Angaben von IMS Health nur 150 einen aktiven Versandhandel und 30 bis 40 von ihnen machen 90 Prozent der Versandhandelsumsätze.

Auch kurzfristig können sich Apotheken noch registrieren. Einem BASG-Sprecher zufolge dauert die Registrierung im Falle der Einreichung von vollständigen Unterlagen, die keiner Adaptionen oder Nachreichung bedürfen, circa eine Woche.

Zwei Apotheken, Beavit (Urania-Apotheke, Wien) und Valsona (Veit Rothlauer Apotheke, Graz), bieten neben einer österreichischen und einer internationalen auch eine deutsche Domain an. Nicht alle Apotheken sind derzeit gleich aktiv: Die Maria Lourdes Apotheke aus Wien beispielsweise gibt sich derzeit noch bedeckt und kündigt lediglich an, dass die Besucher ab Herbst 2015 ein Online-Shop erwartet. Die Webseiten von Valsona und apo-bring.at (Lindenapotheke, Innsbruck) sind noch nicht online.

Die Albarelli-Apotheke aus Wien wirbt mit einem schnellen Lieferservice und verspricht, innerhalb von Wien vorgepackte Arzneimittelpakete in zwei und einzelne Arzneimittel in sechs Stunden zu liefern. Das Liefergeschäft soll im Juli beginnen. Wer sich bis Ende Juni bei apothekenlieferservice.at registriert, erhält bis zum Ende des Jahres 10 Prozent Rabatt auf alle Bestellungen.

Bei Beavit konnte man bereits gestern ein großes Angebot einsehen – und Medikamente bestellen. Die Apotheke bietet verschiedene Sets, etwa die „Reiseapotheke klein“ für 37 Euro mit Travelgum-Kaugummis gegen Reisekrankheit, Mexalen-Tabletten bei Schmerz- und Fieberzuständen, Carbo Medicinalis „Sanova“-Tabletten gegen Durchfallerkrankungen, de Desinfektionsmittel Octenisept, dem Mückenschutz Ballistol Stichfrei und Fenistil Gel. Die Apotheke der Barmherzigen Brüder in Linz ist ebenfalls schon mit einem großen Sortiment am Start.

Der Online-Shop der Auge-Gottes-Apotheke aus Wien ist zwar ebenfalls schon ausgestattet. Allerdings können die Produkte noch nicht bestellt werden, genauso wenig wie bei der Rupertus-Apotheke aus Stumm. Dort findet sich noch der Hinweis, dass ein Versand des Produktes nur in die EU möglich sei. Die tschechische Versandapotheke apotheke-oesterreich.at postuliert zum Start des Versandhandels, das „Zeitalter der Apothekerpreise“ ende heute.

Die Apothekerkammer gibt sich derweil gelassen und will auch nicht dagegen vorgehen, dass einzelne Anbieter schon am Mittwoch Arzneimittel zum Verkauf angeboten haben. Dass den Vor-Ort-Apotheken große Umsätze verloren gehen, glaubt man in Wien nicht. Daher gebe es auch keine negative Stimmung gegen die Versender.

Kurz vor der Freigabe haben die Österreichische Apothekerkammer (ÖAK), das Gesundheitsministerium und das Innenministerium noch die Kampagne „Auf der sicheren Seite“ gestartet. Auf der Website klären die Partner über die Risiken des Medikamentenkaufs im Internet und die Rechtslage auf.

Parallel dazu hat der Österreichische Apothekerverband die Kampagne „Fakes don't care – but we do“ begonnen. Auf einer Facebook-Seite informiert der Verband bis September über aktuelle Fälle und gesundheitliche Folgen von Arzneimittelfälschungen, über Aufgriffe von Kriminellen und den Service der Apotheken. Dabei wird auch auf das Portal „Apodirekt“ verwiesen, über das Patienten online Arzneimittel vorbestellen können.

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