Österreich

Jede dritte Apotheke schreibt rote Zahlen

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Berlin -

In Österreich schlittern immer mehr Apothekenbetriebe in die Verlustzone. Darauf hat der Österreichische Apothekerverband hingewiesen. Jede dritte Apotheke schrieb demnach im vergangenen Jahr rote Zahlen. Zur Entlastung fordern die Standesvertreter nun einen Zuschuss von 15 Millionen Euro für die defizitären Nachtdienste.

Dem Verband zufolge ist die Wirtschaftslage der insgesamt 1370 Apotheken im Land angespannt – eine Wende sei nicht in Sicht. Ertragsrückgänge brächten die Apotheken in Bedrängnis und machten es immer schwieriger, die Apothekenbetriebe zu finanzieren. „Die Apotheken in Österreich verdienen aufgrund des Sparzwangs im Gesundheitswesen zu wenig“, sagte Verbandspräsident Dr. Christian Müller-Uri.

Trotz eines sinkenden Vergütungsanteils hätten die Apotheken die Krankenkasse in der Vergangenheit unterstützt: Seit 2004 hätten die Apotheken Sondernachlässe in Höhe von 104 Millionen Euro gegeben und seit 2008 Finanzierungsbeiträge in Höhe von 43 Millionen Euro geleistet. Belastungen dieser Art seien den Apotheken nicht mehr zumutbar: „2016 erwarten wir kein gutes Geschäftsjahr“, so Müller-Uri.

Zumal die Apotheker seit 2016 einen zusätzlichen Beitrag für die AGES Medizinmarktaufsicht leisten: Die Pharmazeuten haben sich verpflichtet, die Behörde bis 2018 mit insgesamt 10,5 Millionen Euro zu unterstützen. Mit dem Geld soll ein Team finanziert werden, das zur Bekämpfung von Arzneimittelfälschungen eingesetzt wird. Im Gegenzug müssen die Apotheker ihr Sonderopfer an die Kassen nicht mehr zahlen.

Die Apotheken in Österreich erzielen laut Verband durchschnittlich 70 Prozent ihres Umsatzes mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln auf Kassenkosten. Der Kassenumsatz ist im vergangenen Jahr zwar um 5,6 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro gestiegen – da das Plus aber vor allem durch neue Hochpreiser zustande gekommen sei, habe es sich in der Apothekenvergütung kaum niedergeschlagen. Die Kassenspanne habe mit 15,7 Prozent einen neuen Tiefpunkt erreicht. Vor zehn Jahren habe der Vergütungsanteil rezeptpflichtiger Arzneimittel noch bei 20,5 Prozent gelegen.

Der Kassenumsatz ist laut Verband von 2011 bis 2015 um 16 Prozent gestiegen. Die Kosten der Apotheken wuchsen im selben Zeitraum um 7 Prozent – die Vergütung aber nur um 2 Prozent. „Das ist bei weitem zu wenig, um die inflationsbedingt oder kollektivvertraglich steigenden Kosten für Personal, Miete, Strom, EDV, aber auch Nachtdienste, abzudecken“, sagte Sven Abart, Direktor des Österreichischen Apothekerverbandes.

Dies führe dazu, dass die Gesamtspanne der Apotheken nicht nur mager ausfalle, sondern auch viel niedriger als in anderen Handelsbranchen. Während sich die Spanne im Drogeriehandel in den vergangenen zehn Jahren von 38 auf 41 Prozent und im Lebensmittelhandel von 27 auf 29 Prozent erhöht habe, sei sie bei den Apotheken von 30 auf 28 Prozent gesunken, zitiert der Verband aus einer Branchenanalyse der KMU Forschung Austria.

Eine Studie des Wirtschaftsforschungsunternehmens von 2013/2014 zeigt laut Apothekerverband, dass sowohl die Umsatzrentabilität als auch die Eigenkapitalquote seit Jahren sinken. „Die Apotheken weisen mit 3,6 Prozent die mit Abstand niedrigste Eigenkapitalquote im Einzelhandelsbereich aus“, so KMU-Direktor Peter Voithofer. Diese Quote sollte seiner Meinung nach bei rund 30 Prozent liegen, was beim vergleichbaren Einzelhandel mit durchschnittlich 27 Prozent auch annähernd der Fall sei.

Die Umsatzrentabilität der Apotheken sei mit 3 Prozent im Durchschnitt zwar nach wie vor höher als im Einzelhandel (2 Prozent), entwickele sich aber ebenfalls seit Jahren rückläufig. Laut Voithofer weisen immer mehr Betriebe negative Ergebnisse aus und rutschen somit in die Verlustzone ab. Aktuell seien dies 31 Prozent aller Apotheken, Tendenz steigend.

Der Apothekerverband fordert vor diesem Hintergrund eine staatliche Unterstützung für die rund 100.000 Nachtdienste im Jahr. Diese kosteten jährlich rund 33 Millionen Euro. 3 Millionen Euro würden durch den Nachtzuschlag – maximal 3,80 Euro pro Kunde – und einen Zuschuss der Krankenkassen gedeckt, den Rest müssten die Apotheker selbst tragen. Eine Ausnahme im System, denn Ärztenotdienste und Nachtdienste in Spitälern würden von der öffentlichen Hand gestützt. „In Deutschland erhalten auch die Apotheken eine Nachtdienstförderung“, so der Verband.

Müller-Uri will die Nachtdienste in Österreich auf neue finanzielle Beine stellen. „Ein Zuschuss könnte die schwierige betriebswirtschaftliche Situation entschärfen und die wichtigen Nachtdienste absichern“, so der Verbandschef. Die Apotheker fordern 15 Millionen Euro im Jahr. Das entspricht rund 150 Euro pro Dienst. In Deutschland erhalten die Apotheken seit Ende 2013 durchschnittlich etwa 265 Euro pro Dienst.

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