Alle Plätze ausgebucht

Österreich: Fortbildungspflicht für Apotheker

, Uhr
Berlin -

In Baden-Württemberg ist sie bislang nur eine Diskussion, in Österreich hingegen bereits Realität: die Fortbildungspflicht. Innerhalb von drei Jahren müssen Apotheker insgesamt 150 Fortbildungspunkte sammeln, um ein Fortbildungszertifikat zu erhalten, das ebenfalls für drei Jahre gültig ist. Seit dem 1. Juli ist die neue Regelung in Kraft, und tatsächlich ist die Nachfrage explodiert.

Im Juni 2023 hat die Apothekerkammer in Österreich auf ihrer Delegiertenversammlung unter anderem einen Beschluss gefasst, der Apotheker zu Fort- und Weiterbildungen zu verpflichten. Seit 1. Juli dieses Jahres ist die Regelung in Kraft. In einem Zeitraum von drei Jahren müssen die Apothekerinnen und Apotheker insgesamt 150 Fortbildungspunkte sammeln – 50 pro Jahr. Ein Punkt entspricht dabei 30 Minuten Fortbildungszeit.

In den „Richtlinie über die Fortbildung der Apothekerinnen und Apotheker und deren Dokumentation (Fortbildungszertifikat)“ heißt es: „Die zur Berufsausübung berechtigten Apothekerinnen und Apotheker sind grundsätzlich selbst dafür verantwortlich, dass sie die Verpflichtung zur kontinuierlichen Fortbildung erfüllen.“

Alle Angebote, die von der Kammer akkreditiert werden, sind anrechenbar. Die Kammer unterscheidet zwischen AFP (akkreditierte Fortbildungspunkte) und FFP (freie Fortbildungspunkte). AFP sind den medizinisch-pharmazeutischen Inhalten und auch wirtschaftlichen Themen vorbehalten. Andere Gebiete, wie etwa Kommunikation, fallen in den Bereich der FFP. Von den 150 Punkten müssen mindestens 45 aus dem Bereich der AFP und höchstens 105 Punkte durch FFP erworben werden. 16 AFP sind in Präsenzveranstaltungen zu absolvieren.

Apo-Kongress restlos ausgebucht

Mit der Fortbildungspflicht boomen nun auch die Angebote: Der „Apo-Kongress“ widmete sich in diesem Herbst dem Thema „Darm & Leber im Fokus – Wissenstransfer für eine optimierte Versorgung“. An zwei Wochenenden in Salzburg und Wien hatten Apothekerinnen und Apotheker die Möglichkeit, an 13 Fachvorträgen teilzunehmen – und dafür 25 Fortbildungspunkte zu sammeln.

Kongresswochenenden sind generell gut besucht, doch in diesem Jahr waren alle 1700 verfügbaren Fortbildungsplätze nach Angaben der Kammer restlos ausgebucht. Fast ein Viertel der österreichischen Apothekerschaft nahm an der Fortbildung teil. Wie viel die Teilnehmenden jedoch tatsächlich von der Fortbildung mitgenommen haben, bleibt unklar: Eine Kontrolle der Anwesenheit, abgesehen von der Anmeldung zu Beginn des Tages, gibt es nicht.

Das große Interesse bringt jedoch auch organisatorische Herausforderungen mit sich. Die Wartelisten für Fortbildungen sind lang. Die Fortbildungspflicht hat laut Kammer außerdem zu einem erheblichen Anstieg an Anträgen auf Akkreditierung geführt.

Wer trägt die Kosten?

Die Diskussion um die Fortbildungspflicht ist auch in Österreich noch längst nicht abgeschlossen, denn wichtige Fragen zur Verantwortung bleiben offen. Zwar sind die Fortbildungen verpflichtend, doch sie kosten Geld. Wer trägt die Kosten – muss der Arbeitgeber seinen angestellten Apothekern die Weiterbildungen finanzieren? Und vor allem: Ist er verpflichtet, seine Angestellten zusätzlich zum Urlaub dafür freizustellen? Oder könnte es stattdessen Modelle geben, bei denen anteilig gearbeitet wird?

Drohende Strafen

„Für Fortbildungszeiträume, die während der Einführungsphase beginnen, ist bei Nichterlangung der erforderlichen Fortbildungspunkte von disziplinarrechtlichen Maßnahmen abzusehen“, heißt es am Ende des Kammerbeschlusses. Welche Maßnahmen anschließend folgen könnten, dazu findet sich nichts in der Präambel. Auf Nachfrage erklärt die Kammer: „Darüber wird erst im Laufe der Einführungsphase durch die entsprechenden Gremien der Apothekerkammer entschieden.“

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
„Die Apotheke ist nicht die einzige Option!“
PTA: Verantwortung und Lohn passen nicht zusammen
Grundfreibetrag steigt rückwirkend
Mehr Netto im Dezember?
Mehr aus Ressort
US-Apothekenkette
Walgreens vor Übernahme?
Ausbruch in der Republik Kongo
„Krankheit X“: Rund 400 Erkrankte

APOTHEKE ADHOC Debatte