Apotheken sollen beim plötzlichen Herztod Lebensretter werden: In Österreich werden in den kommenden drei Jahren 30 Defibrillatoren zur Wiederbelebung an Pharmazeuten verteilt. In Österreich gibt es laut dem deutschen Verein Definetz rund 1100 Geräte, davon 20 in Apotheken. In Deutschland verfügen rund 120 Apotheken über einen Defibrillator.
Die Österreichische Apothekerkammer arbeitet für die Verteilung mit Puls, einem Wiener Verein zur Bekämpfung des plötzlichen Herztodes, zusammen. Die Projektpartner wollen die Gebiete herausfinden, in denen Defibrillatoren noch nicht ausreichend verfügbar sind und dort ansässige Apotheken gezielt anschreiben. Die Apotheken sollen dafür extra geschult werden. Die Wiener Apotheke zum Schutzengel wurde bereits ausgestattet.
Das Projekt „Defis in und vor Apotheken“ gab es in ähnlicher Form bereits 2009. Damals wurden vier Wiener Pharmazeuten mit Geräten ausgestattet. „Gerade Apotheken sind Anlaufstellen für Menschen, die potentiell gesundheitliche Probleme haben. Da kann es auch vorkommen, dass ein Kunde einen plötzlichen Herzstillstand erleidet“, sagte Puls-Präsident Harry Kopietz, der auch Mitglied des Landesparteivorstandes der SPÖ Wien ist. In Österreich sterben jährlich mehr als 12.000 Menschen am plötzlichen Herztod.
Hierzulande überleben rund 100.000 Menschen pro Jahr den plötzlichen Herzstillstand nicht. Definetz-Vorsitzender Friedrich Noelle bewertet die Verteilung in Deutschland grundsätzlich positiv. Allerdings seien die Geräte teilweise nicht gut erreichbar. „Der Herztod nimmt auf Öffnungszeiten keine Rücksicht“, sagt er. Das Gerät sollte vor statt in den Gebäuden aufgestellt werden, rät Noelle. Für einen witterungsbeständigen Kasten müssten bis zu 1500 Euro investiert werden. Defibrillatoren gebe es ab rund 900 Euro. Bei günstigen Geräten sei allerdings die Wartung der Batterie teurer, so Noelle.
Apotheken als Anbieter für Defibrillatoren seien sinnvoll: Die Standorte seien Gesundheitsanlaufpunkte und deshalb grundsätzlich prädestiniert, sagt er. Apotheken strahlten Vertrauen und Hilfe aus. Bundesweit gibt es außerdem in Behörden und Banken rund 30.000 öffentlich zugängliche Defibrillatoren. Auch in Eingangsbereichen von Kirchen und Wohnhäusern sind Geräte installiert.
Der Verein bietet in Kooperation mit der Allianz eine eigene Versicherung für die Geräte an. Inhaber müssen zwischen zwölf und 30 Euro jährlich zahlen. Außerdem wird im Schadensfall eine Selbstbeteiligung von 100 Euro fällig.
Vor zwei Jahren hatte der Verein den Prototyp eine Drohne vorgestellt, die im Notfall einen Defibrillator an ländliche und schwer zugängliche Einsatzgebiete bringt. Das Projekt wurde auf der Internationale Funkausstellung (IFA) in Berlin mit dem Human Telematik-Award ausgezeichnet. Der Verein wurde 2011 gegründet und setzt sich für eine bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung mit Defibrillatoren ein.
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