Mit der App „ApoScout“ des österreichischen Großhändlers Kwizda können Userinnen und User abfragen, wo in der Nähe bestimmte Arzneimittel verfügbar sind. Aktuell ist die App noch auf das Bundesland Wien begrenzt, will aber bis Mitte des Jahres bundesweit über 1000 Apotheken abfragen können. Geschäftsführer Thomas Brosch erklärt, wie die App entwickelt wurde, was sie kann und wie sie sich in Zukunft weiterentwickeln soll.
Durch die anhaltenden Lieferengpässe sind auch in Österreich viele Arzneimittel nicht verfügbar. „Das Thema beschäftigt uns seit über zwei Jahren“, erklärt Brosch. Mitte Juni 2023 gab es eine Veranstaltung zum 75-jährigen Jubiläum der Österreichischen Apothekerkammer (ÖAK). Unter anderem war auch Peter Hacker anwesend, amtsführender Stadtrat für Soziales, Gesundheit und Sport in Wien. „Er hat auf der Veranstaltung gesagt, dass er es unerträglich findet, dass ein Patient von Apotheke zu Apotheke tingeln muss, um sein Arzneimittel zu bekommen, das er doch braucht. Das muss doch im Jahr 2024 besser gehen.“ Somit forderte Hacker die Apothekerschaft auf, sich eine Lösung für dieses Problem zu überlegen.
Zu Kwizda, zweitgrößter Arzneimittelgroßhändler in Österreich, gehört die Tochterfirma Apotronik. Jede vierte Apotheke ist mit ihrem Warenwirtschaftssystem ausgestattet. „Wir haben mit unserer IT und gemeinsam mit Apotronik überlegt, wie man diesem von Hacker angesprochenen Problem begegnen kann. Also: ‚Ist das ein Riesen-Effort, eine App auf die Beine zu stellen?‘ oder ‚Können wir das mit der Kompetenz, die wir haben, bewerkstelligen?‘“ Letztlich stellte sich heraus: So aufwendig ist die App-Umsetzung gar nicht.
Userinnen und User können die App kostenlos aus dem App- oder Play-Store herunterladen. Die Verfügbarkeitsabfrage für verschreibungspflichtige wie freiverkäufliche Arzneimittel ist noch auf das Bundesland Wien begrenzt. Darüber hinaus können User nicht nur ihre Dauermedikation einspeichern und Apotheken favorisieren. Die Apotheken wie Nacht- und Bereitschaftsdienstsuche ist bereits bundesweit verfügbar und wird auch außerhalb Wiens genutzt.
„Alleine für diesen 0-8-15-Fall gibt es in Österreich nichts Vernünftiges.“ Bis vor wenigen Jahren gab es zwar eine App der ÖAK, diese wurde allerdings vor geraumer Zeit eingestellt.
„Ich kann unter Verfügbarkeit ein beliebiges Arzneimittel eingeben“, erläutert Brosch. „Ich kann den Namen eintippen, ich kann den Data-Matrix-Code oder den EAN-Code scannen.“ Eine Spracheingabe gibt es laut Geschäftsführer theoretisch auch; diese sei allerdings genau so akkurat wie bei anderen Apps auch. Gerade bei Arzneimittelnamen tue sie sich doch recht schwer.
„Wenn ich die leere Packung zu Hause habe, scanne ich sie einfach ein und sehe sofort, welche Apotheken das Präparat vorrätig haben und welche nicht.“ Je nach Wunsch wird dann auf das entsprechende Arzneimittel oder Generikum geklickt und die vorrätig haltenden Apotheken angezeigt. Favoriten werden dabei als Erstes angezeigt.
Und: Die Abfrage ist nicht auf ein Arzneimittel begrenzt: „Ich kann das auch mit mehreren Arzneimitteln gleichzeitig machen. Dann wird angezeigt, wo meine Mittel aktuell teilweise oder vollständig verfügbar sind. Auch die Verfügbarkeit von anderen Packungsgrößen wird angezeigt.“ Darüber hinaus erhalten User zudem die Info über vorrätige wirkstoffgleiche Präparate. Übrigens: Aut idem gibt es in Österreich nicht.
Um teilzunehmen, müssen Apotheken einmalig eine Nutzungsvereinbarung mit Kwizda unterschreiben. „Die teilnehmende Apotheke muss sich bereiterklären, in regelmäßigen Abständen – bei uns sind das jetzt 30 Minuten – ihren Lagerstand an einen zentralen Server zu schicken.“ Das bedeutet: Für jede PZN wird entweder ein positiver oder negativer Lagerbestand an die Zentrale gemeldet. Sobald der User per App anfragt, ob ein bestimmtes Arzneimittel – egal ob Rx oder freiverkäuflich – vorhanden ist, wird via des zentralen Servers abgefragt, wo das Präparat verfügbar ist. Für die Apotheken bedeutet das keinen Mehraufwand: „Das passiert voll im Hintergrund, die Apotheke hat damit gar keine Arbeit.“
Seit dem Release für das Bundesland Wien Anfang Februar haben bereits 25.000 Userinnen und User die App heruntergeladen, „das ist für unsere Verhältnisse hier in Österreich sehr viel“, weiß Brosch.
Ganz ähnlich wie in Deutschland die 116 117, funktioniert das Gesundheitstelefon unter 1450 in Österreich. „Die Nummer ist in Österreich berühmt geworden, weil man dort auch seine Covid-Meldung hat machen müssen. Letztlich ist es eine Nummer für alle medizinischen Fragen.“ Die Information, welches Präparat zurzeit in welcher Apotheke vorrätig ist, ist auch für das Hotline-Personal nützlich. „Viele Leute rufen bei der 1450 an und sagen, ‚Mein Arzt hat mir Präparat XY verschrieben, und das gibt es nirgends mehr.‘“ Folglich soll es zukünftig für das Personal der 1450 möglich gemacht werden, auf die Informationen zugreifen zu können.
Zudem soll die App auch auf die anderen acht Bundesländer – neben Wien – ausgerollt werden. „Wir sind in Kontakt mit den ersten Gesundheitslandessprechern und mit den lokalen Apothekeninhabern“, erklärt Brosch. Zum Rollout merkt er weiterhin: „Wir haben in Österreich im Wesentlichen vier Warenwirtschaftsanbieter. Mit zwei Anbietern funktioniert das System bereits. Mit dem dritten sind wir in der Finalisierungsphase.“ Der vierte Anbieter ziere sich zurzeit noch. Dennoch ist der Geschäftsführer von Kwizda überzeugt, dass sich ApoScout bis Mitte 2024 bei 50 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher durchgesetzt hat.
Ein weiteres Ziel ist die Integration der E-Rezept-Funktion in ApoScout. Aktuell gibt es dafür noch keine sinnvolle Integration. „Wenn ich neben der Verfügbarkeit in weiterer Folge sagen kann: ‚Liebe Apotheke, bitte leg' mir das Präparat zur Seite‘, und die Apotheke das E-Rezept als Sicherheit übermittelt bekommt, dann ist das genau das, was wir mittelfristig für die App als Zusatz planen.“ Auch Couponing zu integrieren ist ein langfristiges Ziel.
Brosch ist der festen Überzeugung, dass die App der österreichischen Vor-Ort-Apotheke helfen werde, sich gegen die Versender zu behaupten: „Beim Versender sehe ich schließlich auch sofort, ob ein Arzneimittel lieferfähig ist oder nicht. Das muss die Apotheke vor Ort auch mit anbieten, wenn sie auf dem Markt weiterhin mitspielen will. “
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