Ab 2014 soll in Österreich der Versandhandel von OTC-Präparaten erlaubt sein. Obwohl der OTC-Markt nur 660 Millionen Euro schwer ist, suchen die deutschen und holländischen Versender seit Monaten ihr Glück in der Alpenrepublik. Die Apotheker wollen der Konkurrenz Paroli bieten und planen ein eigenes Online-Portal. Patienten sollen sich dort über Arzneimittel informieren und sie in einer benachbarten Apotheke vorbestellen können. Abgeholt und bezahlt werden sollen die Medikamente weiterhin in der Apotheke vor Ort.
„Der Internethandel hat die Apotheken erreicht. Wir haben zwei Optionen: A) Wir lassen den Zug abfahren oder B) wir setzen uns selbst ans Steuer einer zugstarken Lokomotive.“ Auf diese Weise bewirbt der Österreichische Apothekerverband derzeit sein Projekt „Apotheke bereit“. Wenn es nach Viktor Hafner, Vizepräsident der Wiener Apothekerkammer und Leiter des Projektes, ginge, könnten Patienten bereits ab Herbst die neue Online-Plattform nutzen.
Das Online-Portal des Verbands soll im Gegensatz zu Versandapotheken keine Arzneimittel verschicken. Stattdessen soll es ein so genanntes „Click & Collect“-Modell geben: Die Kunden können sich online die Produkte der einzelnen Apotheken anzeigen lassen und Informationen abrufen. Per Klick werden die Präparate in einer teilnehmenden Apotheke bestellt. Dort können sich die Kunden beraten lassen und die reservierten oder andere Produkte kaufen.Eine Preisschlacht unter den Apothekern erwartet Hafner nicht: „Entscheidend sind die Qualität und die schnelle Verfügbarkeit der Produkte.“ Die echten Schnäppchenjäger könne man ohnehin nicht ansprechen, sie seien auch nicht die Zielgruppe der Plattform. „Beim Preis können wir nicht mit den Versandapotheken konkurrieren, aber bei der Leistung“, so Hafner.
Das Online-Portal soll mehrere Funktionen erfüllen: „Die erste Säule ist, als Apothekerschaft im Internet präsent zu sein“, erklärt Hafner. Derzeit gebe es kein offizielles Kundenportal von den Apothekern. Außerdem sollen Medikamente und Informationen online präsentiert werden.
Im Internet gebe es die Möglichkeit, auch Kosmetik, Nahrungsergänzungsmittel, Blutdruckmessgeräte und andere Apothekenangebote angemessen darzustellen. „Die dritte Säule ist dann, den am Produkt interessierten Kunden in die Apotheke um die Ecke zu leiten“, sagt Hafner.
Als Vorbild für das Projekt dienten unter anderem die deutschen Lieferdienste Dedendo und OrderLinda. „Aber wir denken, es ist besser, wenn der Verband das organisiert“, sagt Hafner. Auch im Einzelhandel gebe es bei immer mehr Unternehmen ein „Click & Collect“-Modell. Während diese jedoch erst Filialen errichten müssten, gebe es bereits mehr als 1300 Apotheken. „Die Apotheker sind prädestiniert für ein solches System“, so Hafner.
Die Pflege der Plattform soll ein Unternehmen übernehmen, dass vom Verband gegründet werden und zu 100 Prozent im Besitz der Apotheker sein soll. An den Kosten sollen sich die Apotheker, die an dem Projekt teilnehmen, über einen „fairen Servicebeitrag“ beteiligen. „Das bedeutet, dass es womöglich eine monatliche Grundgebühr und eine Transaktionsgebühr gibt“, erklärt Hafner. So würden Apotheker, die von dem System besonders profitieren, auch mehr zahlen.Zusätzlich könnten auf der Plattform auch Initiativen und Projekte der Apotheker vorgestellt werden, wie etwa Aktionswochen zur Raucherentwöhnung oder Impfwochen. Wie genau das Portal aussehen und die Finanzierung laufen soll, hängt Hafner zufolge von der Teilnahme der Apotheker ab und ist noch nicht endgültig beschlossen.
Mindestens 400 Apotheker müssten österreichweit bei dem Projekt mitmachen, um eine ausreichende Flächendeckung zu erreichen, so Hafner. „Wir sind auf einem guten Weg“, beurteilt er das bisherige Feedback aus der Apothekerschaft. Mit Informationsabenden und einem Flyer erklärt der Verband seinen Mitgliedern derzeit das Projekt und wirbt für die Teilnahme.
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