Österreich

Kassen: Abschlag und eigene Apotheken

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Berlin -

In Österreich rechnen die Krankenkassen in diesem Jahr mit einem Defizit von knapp 130 Millionen Euro, bei Gesamtausgaben von 25 Milliarden Euro. Noch sind Rücklagen vorhanden, doch weil die Arzneimittelpreise steigen, sollen Industrie und Großhandel höhere Abschläge zahlen. Um Distributionskosten zu sparen, würde eine Kasse in Wien Medikamente am liebsten selbst abgeben.

Als Ursache für das Defizit haben die Kassen die steigende Arbeitslosigkeit auf der Einnahmen- und die steigenden Arzneimittelpreise auf der Ausgabenseite ausgemacht. Für 2015 rechnet man in Wien mit einem Plus bei den Medikamentenkosten von 7,2 Prozent, doppelt soviel wie im Vorjahr.

Grund ist laut Peter McDonald, Chef des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger, die „aggressive Preispolitik“ einiger Pharmafirmen. Der Herstellerverband Pharmig relativiert: Dass 2015 sportlich werden würde, sei abzusehen gewesen. Und mittlerweile würden auch die Preise von Sovaldi & Co. nach unten angepasst.

Trotzdem kamen die Verhandlungen zum Rahmenvertrag zur Unzeit. In Österreich zahlen Hersteller und Großhändler keinen Zwangsrabatt, sondern „freiwillige“ Solidarleistungen, die im Vorfeld ausgehandelt und dann je nach Branche und Unternehmensgröße aufgeteilt werden. Wegen der „Pharma-Lücke“ fordern die Kassen 65 Millionen Euro – statt der 18 Millionen Euro, die seit 2008 pro Jahr gezahlt werden. Zusätzlich sollen die Preise um 60 Millionen Euro gesenkt werden, vor allem im Generikabereich. Bei erwarteten Nettoausgaben von rund 2,7 Milliarden Euro läge der Abschlag also bei etwa 5 Prozent.

Industrie und Großhandel bieten nach einem Bericht der Nachrichtenagentur APA rund 70 Millionen Euro an. Pharmig-Generalsekretär Jan Oliver Huber argumentiert, dass die Industrie seit 2008 insgesamt fast eine Milliarde Euro an Einsparungen erbracht habe – vor allem dank der Effekte aus den Patentabläufen. Alleine hier seien in den kommenden Jahren weitere 330 Millionen Euro zu erwarten.

Der Großhandelsverband Phago warnt vor weiteren Einschnitten bei Generika: Einerseits seien die Margen bei einem Packungspreis von 339 Euro gedeckelt, andererseits lieferten Hersteller Hochpreise am Großhandel vorbei über Logistiker aus. Der Großhandel bleibe auf billigen Präparaten sitzen, bei denen die Margen in absoluten Zahlen gering seien, so Phago-Generalsekretär Heinz Krammer laut einem Bericht von „Der Standard“.

Die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) hatte bereits im Juni vorgeschlagen, die Laufzeit für Patente zu reduzieren: Zehn oder 20 Jahre seien zu viel, fünf würden ausreichen, zitierte die Wiener Zeitung Obfrau Ingrid Reischl. Besonders teure Mittel sollten nur in Fachambulanzen abgegeben werden dürfen; an chronisch Kranke würde die Kasse Medikamente am liebsten direkt abgeben.

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