Eine Blick hinter die Kulisse ihrer Arbeit gewährt die Kurapotheke im österreichischen Bad Ischl. Zweitklässler wie 15-Jährige werden gleichermaßen in den Bann gezogen. Dafür lassen sich die Mitarbeiter so einiges einfallen.
Die Klassenbesuche seien nicht nur eine willkommene Öffentlichkeitsarbeit für seine Kurapotheke allein, sagt Besitzer Heimo Hrovat. Er erhoffe sich zudem Nachwuchswerbung. „Wir wollen junge Leute für unsere Zunft begeistern. Die Kunden sehen in der Regel nur den Verkaufsraum, wir zeigen den Kindern, was alles hinter den Kulissen passiert.“
So bekämen die Zweitklässler einen Einblick in die Herstellung von Medikamenten. „Über 200 Mixturen bereiten wir selbst zu.“ Die Tour dauert eine gute Stunde – das kann für Kinder um die sieben Jahre mit einer eher geringen Aufmerksamkeitsspanne schon mal zur Herausforderung werden. „Doch wenn man das mit Spaß macht, dann hat man sie ganz gut im Griff“, weiß Hrovat aus Erfahrung. So lädt ein ausgestopfter Dachs in den Räumen hinter der Offizin zum Streicheln ein. Ein Pharmazeut zaubert bei Experimenten wie ein Harry Potter grüne Flammen hervor.
Solche Tricks ziehen naturgemäß bei 15-Jährigen nicht mehr ganz so sehr. Doch auch die Schüler der Höheren Lehranstalt für wissenschaftliche Berufe (HWL) seien mit Interesse bei der Sache, sagt Hrovat. „Sie zieht es zwar eher in den Pflegebereich, aber ein Blick in andere Bereiche des Gesundheitswesens interessiert sie auch sehr.“ Zunächst fing es mit ein bis zwei Schulbesuchen pro Jahr an. Die Nachfrage steigt stetig, berichtet Hrovat: „Vor allem in den sozialen Medien spricht sich schnell herum, wie spannend die Besuche sind.“
Dafür bietet die Kurapotheke eine Menge Tradition: Seit Mitte der 1930er-Jahre wird sie schon von der Familie Hrovat geführt, seit sechs Jahren in vierter Generation von Heimo Hrovat. Die Räume verströmen das Flair der K.u.K.-Monarchie. Nicht nur die Kurgäste, sondern auch viele Touristen, die auf den Spuren von Kaiser Franz-Joseph und seiner Sisi nach Bad Ischl reisen, kommen in die Kurapotheke, um dort vor allem einer der zahlreichen Hausspezialitäten zu erwerben.
Manche Rezepturen für Seifen oder Badezusätze, Schweden- oder Haustropfen stammen noch aus der Kaiserzeit, wurden aber den heutigen Ansprüchen angepasst. Doch Hausspezialitäten dienen nicht nur dem Kaiserkult, sondern sind für die Familie ein hoch geschätzter Bestandteil des Apothekerwesens, der verloren zu gehen droht. Mithilfe von 400 anderen Apotheken gelang Heimo Hrovat senior im Jahre 2010, ein Jahr vor seinem unerwarteten Tod, die Aufnahme der Mixturen in die nationale Liste des immateriellen UNESCO-Kulturerbes.
Die Produkte machen nicht nur die Vergangenheit der Kurapotheke aus, sondern sind auch ein wichtiger Teil der Zukunftsstrategie. „Wir haben unser Hausspezialitäten-Sortiment bereits in den vergangenen Jahren ausgebaut“, sagt Hrovat junior. So habe man eine eigene hochwertige Kosmetik- und Pflegelinie ins Lebens gerufen. Jährlich sollen ein bis zwei neue Produkte hinzukommen.
APOTHEKE ADHOC Debatte