Österreich

Apotheken werden „herzsicher“ Maria Hendrischke, 24.06.2016 14:33 Uhr

Berlin - 

In Österreich sterben jährlich rund 12.000 Menschen am plötzlichen Herztod. Die Österreichische Apothekerkammer will deshalb Apotheken mit Defibrillatoren ausstatten. Das Projekt läuft in Zusammenarbeit mit dem Verein Puls und sucht dafür strategisch gut gelegene Standorte.

Die Initiative „herzsichere Apotheke“ will die Defibrillatoren-Dichte in Österreich erhöhen: Von 2015 bis 2017 werden 30 ausgewählte Apotheken mit den lebensrettenden Geräten ausgestattet. Erste Defibrillatoren wurden im Herbst 2015 in Wien und Bludenz in Vorarlberg installiert. Begleitet wird die Initiative von einer Info-Kampagne.

In jedem Bundesland sollen innerhalb der drei Jahre je drei Apotheken ausgestattet werden; in Wien sechs. Bei der Kammer konnten sich Apotheker als Standort für die Geräte bewerben. Laut Kammer interessieren sich viele Inhaber für das Projekt.

Aus den Bewerbern wiederum hat Puls Apotheken ausgewählt, die „weiße Flecken“ auf der Landkarte der Defibrillatoren ausfüllten, erklärt Notfallmediziner Dr. Florian Ettl. Er verantwortet das Projekt „Herzsichere Apotheke“ auf der Vereinsseite. Ein weiteres Kriterium: Die Apotheke sollte in einer entsprechend dicht besiedelten Umgebung liegen. „Die Idee ist, dass Personen mit Herzstillstand auch aus der Umgebung in der Apotheke wiederbelebt werden können“, sagt er. Ob nach 2017 weitere Apotheken ausgestattet werden, könne erst auf Basis der Projektevaluierung entschieden werden.

Apotheken eignen sich als Standorte wegen ihrer flächendeckenden Verteilung sowie der Öffnungszeiten und Nacht- und Notdienste. „Apotheken leisten mit einem Defibrillator einen weiteren wichtigen Beitrag zum Wohl der Bevölkerung“, so Kammerpräsident Max Wellan. Einige Inhaber hätten bereits aus eigener Initiative ein Gerät angeschafft, um für Notfälle gerüstet zu sein, sagt er.

Nur etwa elf Prozent der Betroffenen überleben einen Herzstillstand. Denn ohne rasches Eingreifen von Ersthelfern sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit um etwa 10 Prozent pro Minute. Eine Herzdruckmassage und der rasche Einsatz eines Defibrillators können die Überlebensraten auf bis zu 70 Prozent steigern.

Der Verein Puls wurde im Jahr 2009 gegründet. Er bietet den Apothekern Unterstützung bei der Auswahl und Anbringung eines Defibrillators an und vermittelt Schulungspersonal, das dem Apothekenteam den Einsatz des Geräts zeigt.

Die Onlineplattform Definetzwerk verzeichnet derzeit 3663 öffentlich zugängliche Defibrillatoren in Österreich. In Deutschland stehen laut Verein Definetz knapp 26.000 Geräte bereit.