Österreichs Apotheken führen derzeit eine Informationskampagne zum Thema Atomunfälle durch. Zwar hat die Alpenrepublik keine eigenen Atomkraftwerke. Weil im sich grenznahen Ausland einige Meiler befinden, soll die Bevölkerung nun durch eine „Abholaktion“ mit Kaliumjodid-Tabletten versorgt werden. Kinder sollen das Medikament gratis erhalten.
Gesundheitsministerium und Apothekerkammer haben die Aktion gemeinsam koordiniert. „13 Atomkraftwerke befinden sich in unmittelbarer Nähe zu Österreich. Trotz umfangreicher Sicherheitsvorkehrungen können schwere Unfälle mit massiver Freisetzung von radioaktivem Jod nicht vollkommen ausgeschlossen werden“, heißt es bei der Kammer.
Zwar seien Kinder und Jugendliche in Schulen und Kindergärten ausreichend geschützt: Dort gebe es bevorratete Tagesdosen. Allerdings müsse Kaliumjodid auch zu Hause jederzeit verfügbar sein, teilt die Kammer mit. „Dies ist deshalb von großer Bedeutung, da die Schutzwirkung der Tabletten am größten ist, wenn sie kurz vor dem Eintreffen der radioaktiven Wolke eingenommen werden.“
Die Behörden wollen zudem vermeiden, dass es im Fall der Fälle zu Lieferengpässen in den Apotheken kommt: Ein Ansturm auf die Apotheken wäre zu befürchten, der vor allem in der Nacht oder am Wochenende während des Bereitschaftsdienstes kaum zu bewältigen wäre“, erklärt Dr. Rendi Wagner, Sektionsleiterin im Gesundheitsministerium.
Bei der Abholaktion werden Kindern und Jugendlichen sowie Schwangeren und Stillenden Kaliumjodid-Tabletten umsonst abgegeben. An die Tabletten kommen die Kindern über einen Gutschein, der einem Informationsblatt angehängt ist, das in den Schulen verteilt werden soll. Personen unter 40 Jahre erhalten die Packung zu einem vergünstigten Preis von 2,75 Euro. Für Erwachsene über 40 Jahre ist die Einnahme nicht empfohlen.
Max Wellan, Präsident der Apothekerkammer, weist die Bürger jedoch darauf hin, die Tabletten nur im Notfall einzunehmen: „Die Tabletten dürfen niemals ohne ausdrückliche vorherige Aufforderung durch die Gesundheitsbehörden eingenommen werden.“ Die Bevorratung sei eine Vorsorgemaßnahme.
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