Österreich

Ärzte-Streik: Apotheker versorgen ohne Rezept

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Berlin -

Am Mittwoch machen viele Ärzte in Österreich ernst. Ein Streik der Mediziner wegen unbeliebter Reformen legt vielerorts die ambulante medizinische Versorgung lahm. Nur Notfalldienste soll es geben. Aber Österreichs Apotheker bieten sich als „Streikbrecher“ an. Sie wollen Patienten auch ohne Rezept mit Arzneimitteln versorgen.

Während vielerorts die Arztpraxen geschlossen bleiben, stellen sich die Apotheken auf einen langen und intensiven Arbeitstag ein. Um auch in Notfällen rasch Hilfe bieten zu können, bietet die Apothekerkammer ihre Hilfe an: „Wir verstehen die Sorgen der Ärzte im Zuge der kommenden Gesundheitsreform“, so der Kammerpräsident Max Wellan. Einsparungen im Gesundheitswesen müssten durch Verwaltungs- und Strukturreformen erfolgen und dürften nicht zu Lasten der Gesundheitsberufe gehen.

Am Streiktag würden Österreichs Apotheker „ihre Kunden umfassend beraten und betreuen“. Im Rezeptpflichtgesetz sei vorgesehen, dass der Apotheker in besonderen Notfällen auch ohne Vorliegen einer Verordnung ein Rx-Arzneimittel in der kleinsten im Handel erhältlichen Packung abgeben dürfe. Die Apotheker seien „über die zu erwartende Ausnahmesituation“ informiert, so der Aufruf der Kammer.

Ärzte haben in Österreich zwar schon einige Male gestreikt, die dieses Mal angekündigte Geschlossenheit der Mediziner ist allerdings neu. Mehr als 80 Prozent der Allgemeinmediziner in Wien, Burgenland und Kärnten haben nach Angaben der Ärztekammer Wiens erklärt, dass sie beim „großen Streiktag“ mitmachen.

Konkret gehen die Ärzte gegen eine Gesundheitsreform auf die Straße, die im Rahmen des Finanzausgleichs beschlossen wurde und an diesem Tag vom Parlament abgesegnet werden soll. Sparkurs und Ausbau der Ärztezentren sind den Medizinern ein Dorn im Auge.

Die Ärztekammer hat bereits mit „weiteren Kampfmaßnahmen“ gedroht. Die durch die kritisierte Reform begünstigten Primärversorgungszentren würden „die wohnortnahe Versorgung und freie Arztwahl für Patienten gefährden“, kritisiert Johannes Steinhart, Vizepräsident der Ärztekammer. Er fordert den Nationalrat auf, die Reform nicht abzusegnen. Sollten die Ärzte mit dem Streikt nichts erreichen, würden sie auch „im Jahr 2017 Kampfmaßnahmen ergreifen“.

Österreichs Regierung will die Bedarfsplanung für die Ärzte an die Regionen delegieren. In Verordnungen sollen Planungsvorgaben auf regionaler Ebene für die Kapazitäten für Kliniken und die ambulante Versorgung festgelegt werden. Ärztekammern sollen dann mit der Sozialversicherung aushandeln, wie die Kapazitäten umgesetzt werden, „wo welcher Doktor sitzt“. Die in der Verordnung vorgeschriebenen Kapazitäten schreiben vor, wie viele Ärzte zur Versorgung in einer bestimmten Region notwendig sind. Hintergrund der Reform ist die Demografie: Bis 2025 werden rund 60 Prozent der derzeitigen Hausärzte das Alter von 65 Jahren erreicht haben. Die Ärzte sehen darin einen schweren Eingriff in die Niederlassungsfreiheit.

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