1309 Unterschriften gegen Apotheke Maria Hendrischke, 03.08.2016 13:49 Uhr
Im niederösterreichischen St. Veit an der Gölsen sind knapp 1300 Unterschriften gegen eine geplante Apotheke zusammengekommen. Die Ärzte im Ort hatten die Aktion angeschoben: Sie würden bei der Apothekeneröffnung ihre Hausapotheken aufgeben müssen, die Praxen wären damit unrentabel.
Apothekerin Agnes Kölesova hat eine Konzession für St. Veit bei der Österreichischen Apothekerkammer beantragt. Die Kammer hat ein Gutachten erstellt, dass den Bedarf an einer Apotheke für St. Veit bescheinigt. Der Standort erfülle die gesetzlichen Vorgaben. Der zuständigen Behörde – im konkreten Fall die Bezirkshauptmannschaft Lilienfeld – sei daher empfohlen worden, die Konzession zu erteilen, sagt Heinz Haberfeld, Präsident der Apothekerkammer Niederösterreich.
Doch die beiden Ärzte von St. Veit, Dr. Alfred Stalzer und Dr. Martin Feistritzer, lehnen die Apotheke ab. Ihre Argumentation: Würde eine Apotheke im Ort eröffnen, so müssten sie ihre Hausapotheken schließen. Damit wäre ihre Praxis nicht mehr rentabel; ein Nachfolger würde sich noch schwerer finden lassen. Die ärztliche Versorgung der Gemeinde mit etwa 3900 Einwohnern wäre damit gefährdet. Daher haben sie unterstützt vom Bürgermeister Johann Gastegger (SPÖ) eine Unterschriftenaktion gegen die Apothekeneröffnung gestartet. Insgesamt 1309 Unterschriften sind nun zusammengekommen; diese wurden der Bezirkshauptmannschaft Lilienfeld vorgelegt.
Gastegger will sich gegen die Apothekeneröffnung einsetzen. Der Gemeinderat stehe geschlossen hinter ihm, heißt es aus seinem Büro. „Wir werden unseren Widerstand gegen die Apotheke nicht aufgeben.“ Allerdings gebe es Orte, in denen die Apotheke trotz Ablehnung der Ärzte und Gemeinde gegründet wurde, wie etwa in Altlengbach. „Wir warten ab, wie die Behörde entscheiden wird.“
Die Apothekerkammer soll nun ein abschließendes Gutachten mit Zusatzfragen erstellen. Eine Entscheidung über die Apotheke kündigt Lilienfelds Bezirkshauptmann Franz Kemetmüller für den Herbst an.
Wenn die Behörde die Konzession bewilligen sollte, können die Ärzte immer noch vor dem zuständigen Landesverwaltungsgericht gegen die Apothekengründung klagen. So kann die Eröffnung weiter hinausgezögert werden, denn für jeden Schritt hätten die Betroffenen mehrere Monate Zeit, erklärt Haberfeld.
Gegen neue Apotheken rege sich immer wieder einmal Widerstand, so der Kammerpräsident Niederösterreichs. Doch wenn die Apotheke erst einmal eröffnet sei, seien die Kunden meist zufrieden. Auch Kölesova und ihr Lebenspartner Gabriel Kurtansky sind zuversichtlich, dass sie die Apotheke in spätestens vier Jahren gründen können.