Österreich

NS-Devotionalien: Keine Strafe für Apotheker

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Berlin -

Die Staatsanwaltschaft Innsbruck hat das Ermittlungsverfahren gegen Landecker Apotheker Martin Hochstöger eingestellt. In einem Raum hinter seiner Apotheke soll der ehemalige Präsident der Tiroler Apothekerkammer NS-Devotionalien ausgestellt haben. Bilder der Vitrine waren Ende September in die Öffentlichkeit gelangt. Hochstöger gab an, dass die NS-Devotionalien im August „plötzlich“ da lagen.

Eine Vitrine mit NS-Totenkopf, schwarzem T-Shirt mit Reichsadler und eine Marmortafel als Erinnerung an den Tag der „Heimkehr der Ostmark ins Reich“: Ende September waren die Bilder mit NS-Devotionalien aus dem Hinterzimmer der Landecker Apotheke auf der Internet-Seite dietiwag.org veröffentlicht worden. Hochstöger war langjähriger Präsident der Tiroler Apothekerkammer und ranghoher Funktionär der rechtspopulistischen FPÖ. Die gezeigten Symbole des Hitlerregimes fallen in Österreich unter das Abzeichengesetz § 1 und dürfen nicht zur Schau gestellt werden.

Noch am Tag der Veröffentlichung nahm die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen auf. Die Marmortafel, die an die Volksabstimmung vom April 1938 erinnert, wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft Innsbruck sichergestellt, nachdem sie mit professioneller Hilfe durch den Beschuldigten abmontiert worden war. Auch die Vitrine wurde in der Apotheke gefunden, nicht aber die auf den Fotos zu sehenden NS-Devotionalien.

Wie Staatsanwalt Hansjörg Mayr mitteilte, gaben sowohl Hochstöger als auch weitere Zeugen an, dass in der Vitrine niemals die abgebildeten Gegenstände gewesen seien. Ursprünglich habe die Vitrine in einem Raum gestanden, den eine Diätologin für Beratungsgespräche genutzt habe. Während der Renovierungsarbeiten im vergangenen Sommer habe der Apotheker die Vitrine vorübergehend im Treppenhaus abgestellt.

Im August hätten dann nach Aussage Hochstögers plötzlich die auf den Fotos abgebildeten NS-Devotionalien darin gelegen. Woher diese kamen oder wer sie dort platziert habe, wisse er nicht. Er habe die Gegenstände dann in den Müll geworfen, gab er gegenüber den Ermittlern an. Die Staatsanwaltschaft konnte im Laufe des Verfahrens auch nicht herausfinden, wer die belastenden Fotos von der Vitrine geschossen habe.

Die Ermittlungen haben ergeben, dass die Marmortafel bereits lange Zeit, bevor der Beschuldigte den Betrieb der Apotheke übernommen hat, über dem Aufzug hing. „Unter Berücksichtigung des Umstandes, dass diese Tafel seit mehreren Jahrzehnten dort angebracht war und bislang von niemandem beanstandet wurde, war dem Beschuldigten zu glauben, dass er sich darüber keine Gedanken gemacht hat und nicht etwa die Entfernung der Tafel unterlassen hat, um die NS-Ideologie zu propagieren“, erklärte Mayr. Das Ermittlungsverfahren wurde deshalb eingestellt.

Seine Parteiämter hat Hochstöger nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe niedergelegt. Der Parteiausschluss folgte umgehend noch am selben Tag. Der amtierende Kammerpräsident Dr. Matthias König bezeichnete den heiklen Fund bei seinem Vorgänger gegenüber APOTHEKE ADHOC als „private Angelegenheit“. Da Hochstöger keine Ämter mehr bei der Kammer bekleide, könne man sich zu den Vorwürfen auch nicht äußern.

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