Norwegen

Glitzerspritzer gegen Chlamydien

, Uhr
Berlin -

Wenn ein überlebensgroßer Penis glitzerndes Konfetti auf Passanten spritzt, ist entweder Karneval oder Christopher-Street-Day. In Norwegen ist es in diesem Sommer eine Kampagne, die auf die steigende Zahl von Geschlechtskrankheiten aufmerksam machen will. Die norwegische Organisation RFSU für sexuelle Bildung setzt auf die aufklärerische Kraft des Phallus.

Pro Jahr infizieren sich 23.000 Menschen in Norwegen mit Chlamydien, die Zahl steigt seit Jahren. Studien zeigen, dass die Norweger dennoch weniger Kondome benutzten als ihre skandinavischen Nachbarn. Diese Entwicklung will die RFSU bekämpfen. Mit dem Spot will die Organisation die Zielgruppe der 16- bis 25-Jährigen ansprechen.

„Humor ist oft der richtige Weg, vor allem, wenn man mit jungen Leuten arbeitet. Die erreicht man nicht mit dem erhobenen Zeigefinger oder Panikmache“, sagte RFSU-Sprecherin Christina Placht. Hinter dem Spot liege eine einfache Botschaft: Man müsse mehr Norweger dazu bewegen, Kondome zu benutzen. Zunächst soll die Kampagne nicht als Fernsehwerbung, sondern über andere Kanäle laufen.

In dem Viralspot schleicht sich der XXL-Phallus an Leute heran, die in Parks, am Strand oder im Café sitzen und verpasst ihnen einen goldenen Konfetti-Regen. Der Schreck ist sichtlich groß bei den Passanten. „Tiss kan overraske. Bruk kondom!“ lautet der Claim: „Ein Penis kann überraschen. Benutze ein Kondom!“

Philipp van Eck aus Sandefjord ist der Mann in dem Kostüm. Er hatte sich gegen hunderte Mitbewerber durchgesetzt. „Ich dachte, das ist eine lustige Aktion. Wenn ich anderen helfen kann, nur indem ich mich zum Affen mache, gibt es doch nichts Besseres“, sagte der 19-Jährige gegenüber der norwegischen Zeitung Tønsberg Blad. Ein Freund hatte ihn zu der Auswahlrunde angemeldet. Mit seinen 1,93 Metern Körpergröße war er offenbar genau der Richtige für die auffällige Verkleidung.

„Sex soll Spaß machen, aufregend sein und ein bisschen frech“, kommentierte Pernille Berg von der beauftragten Werbeagentur Involve die Idee. „Wir wollten eine Kampagne, die den Gedanken aufnimmt.“ Kritik an dem Spot, die Story sei idiotisch und zu banal, weisen die Macher von sich. „Alle lachen darüber und haben Spaß an dem Video“, sagte Placht. „Wir haben einen humorvollen Weg gefunden, um eine sehr ernste Message zu transportieren.“

Zusätzlich zu dem Videospot führt die RFSU eine landesweite Umfrage durch, um mehr über die Sexualgewohnheiten von jungen Leuten und ihr Bewusstsein für Geschlechtskrankheiten herauszufinden.

Auch die ABDA hatte vor einigen Jahren in einer Kampagne auf einen Riesenpenis gesetzt. Mit einem Viralspot, der später auch im Kino lief, wiesen die Apotheker auf die Gefahren durch Arzneimittelfälschungen aus dem Internet hin. Zu sehen war eine sprechende, mannshohe Penisfigur bei einem Haustürgeschäft: Mit Argumenten wie „Big explosion tonight!“ versuchte der zwielichtige Vertreter, seine Kundschaft zum schnellen Schnäppchen zu bewegen. Der Spot endete mit der Mahnung: „In Wirklichkeit würden Sie hier nicht kaufen. Im Internet schon?“ Man wolle die Problematik unseriöser Bezugsquellen visualisieren, hieß es damals von der ABDA.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

APOTHEKE ADHOC Debatte