Norwegens Apotheker bieten ihren Kunden seit dieser Woche neue Medikationsberatungen an: Patienten, die die neuen Blutverdünner Xarelto (Rivaroxaban, Bayer), Pradaxa (Dabigatran, Boehringer Ingelheim) und Eliquis (Apixaban, Bristol-Myers Squibb/Pfizer) einnehmen, können nach Einwilligung eine Sonderberatung erhalten. Aus Sicht des Apothekerverbandes ist die Gefahr der Non-Compliance bei diesen Medikamenten überdurchschnittlich hoch. Auf ein Honorar wollen die Pharmazeuten bei diesem Pilotprojekt zunächst verzichten: „Wir wollen den Kostenträgern erst beweisen, dass sich durch die Beratungen die Gesundheit der Menschen verbessert.“
Ziel der Apotheker ist es, die Sicherheit der Patienten bei der Einnahme von Xarelto, Pradaxa und Eliquis zu erhöhen. Durch die Beratungen sollen erhebliche Zwischenfälle durch Neben- oder Wechselwirkungen sowie Krankenhausaufenthalte verringert werden.
Laut Apothekerverband gibt es insbesondere bei Patienten, die von Warfarin auf einen der drei neuen Wirkstoffe umgestellt werden, Beratungsbedarf. Im Gegensatz zu Warfarin hätten Pradaxa, Xarelto und Eliquis eine relativ kurze Bioverfügbarkeit. In ihren Gesprächen wollen die Apotheker daher beispielsweise herausfinden, ob Warfarin schon lange genug abgesetzt wurde, um auf eines der anderen Präparate umzusteigen.
Die Arzneimittelchecks beinhalten zwei Module: Zum einen hat der Apothekerverband gemeinsam mit der Nationalen Arzneimittelagentur ein Merkblatt für Patienten entworfen, das Eigenarten, Neben- und Wechselwirkungen der drei Wirkstoffe erklärt. Zudem wurde ein standardisiertes Interview erstellt, in dem der Patient dem Apotheker beispielsweise die Präparate seiner Selbstmedikation aufzählt. Etwaige Interaktionen sollen so ausgeschlossen werden. Anhand einer Checkliste soll der Apotheker alle potentiellen Gefahren bei der Einnahme von Xarelto, Pradaxa und Eliquis ausschließen.
„Schon in den ersten Tagen konnten wir damit Erfolge verzeichnen“, konstatiert ein Sprecher des Apothekerverbandes. In einigen Fällen habe der verschreibende Arzt dem Patienten beispielsweise nicht gesagt, dass die Einnahme von Warfarin gestoppt werden müsse. „Die Apotheker sind interveniert und konnten so Blutgerinnsel bei den Patienten vermeiden“, so der Sprecher.
Bis Ende Januar müssen alle 2600 Offizinapotheker aus den rund 740 Apotheken des Landes eine Fortbildung zum Thema Antikoagulanzien belegt haben. Neben Informationen zu den drei neuen Wirkstoffen soll der sichere Übergang von Warfarin geschult werden.
Der Verband will das Pilotprojekt über ein Jahr laufen lassen, die Ergebnisse evaluieren und bei Erfolg auf andere Wirkstoffe ausweiten. „Wenn wir beweisen können, dass unsere Beratung hilft, dann können wir dafür auch Geld verlangen.“ Erstaunlich sei zudem, dass sich alle Marktteilnehmer an dem Projekt beteiligten. Die Checks könnten inzwischen in allen Apotheken des Landes wahrgenommen werden.
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