Bedenken gegen Phoenix/Celesio-Ketten APOTHEKE ADHOC, 27.07.2015 13:16 Uhr
Die Pharmagroßhändler Celesio und Phoenix peilen in den Niederlanden mit dem Kauf des Apothekengeschäfts von Mediq die größte Kette des Landes an. Doch die Übernahme durch das Joint Venture Brocacef verzögert sich: Die zuständige Wettbewerbsbehörde Autoriteit Consument & Markt (ACM) hat weitere Untersuchungen angeordnet.
Die Übernahme ist für Phoenix – nach längerer Pause – laut Konzernchef Oliver Windholz die größte Einzelübernahme in der Geschichte. Die Kaufabsicht wurde Ende 2014 angekündigt. Mediq will nach dem polnischen jetzt auch sein niederländisches Apotheken- und Großhandelsgeschäft abstoßen. Brocacef würde mit dem Kauf zum Marktführer werden. ACM will laut einem Bericht von Dutch News jedoch den Einfluss des Zusammenschlusses auf den Wettbewerb unter Apotheken genauer prüfen.
Die Wettbewerbsbehörde sieht bei einer Übernahme das Geschäft von Celesio/Phoenix im Vorteil: Brocacefs eigene Apotheken würden weniger Wettbewerbsdruck haben und die Qualität verbessern können, teilte die ACM gegenüber Dutch News mit. Außerdem würden Krankenversicherer weniger Auswahlmöglichkeiten haben, was einen Preisanstieg zur Folge hätte.
Brocacef hält weiter an der Übernahme fest. Bei der Entscheidung von ACM handele es sich um einen Aufschub und keinen Abbruch, so das Unternehmen. Das Joint Venture betreibt unter der Phoenix-Marke Benu 114 Apotheken, dazu kommen 140 Franchisenehmer. Der Umsatz lag zuletzt bei 1,1 Milliarden Euro. Mediq hat 219 eigene Apotheken, dazu kommen 26 Franchise- und 42 Partnerapotheken. Brocacef würde mit der Übernahme mit dann insgesamt 5300 Mitarbeitern einen Umsatz von 2,1 Milliarden Euro erzielen.
Mit dem Verkauf verabschiedet sich Mediq komplett aus dem Pharmahandel, um sich ganz auf den Bereich Homecare fokussieren zu können. Vor einem Jahr hatte Mediq, der dem US-Investor Advent gehört, seine polnischen Pharmahandelsaktivitäten für rund 100 Millionen Euro verkauft.
Kommt der Kauf zustande, gibt es in den Niederlanden faktisch nur noch drei wesentliche Anbieter im Pharmahandel. Alliance Boots kommt im Großhandel auf Erlöse von knapp 1,1 Milliarden, im Einzelhandel auf 170 Millionen Euro; 68 eigene Apotheken firmieren unter Boots oder De Vier Vijzels. Außerdem betreibt der Konzern unter der Marke Kring die größte Kooperation mit 250 Mitgliedern.
Dritter Anbieter ist die Genossenschaft Mosadex, die nach eigenen Angaben auf einen Marktanteil von einem Viertel kommt. 650 Apotheken machen demnach bei der hauseigenen Kooperation mit. Insgesamt sind von den rund 1800 niederländischen Apotheken rund 700 in Kettenbesitz.
Das Mehrbesitzverbot war in den Niederlanden bereits 1987 gefallen; gleichzeitig hatte die Regierung der vermeintlich willkürlichen Niederlassungspolitik der Königlichen Pharmazeutischen Gesellschaft (KNMP) einen Riegel vorgeschoben. Seit 1992 können außerdem Krankenversicherer individuelle Verträge mit Apotheken abschließen; seit 1999 können auch Nichtpharmazeuten Apotheken betreiben.