Nackt im Labor, PTA den Hintern versohlt APOTHEKE ADHOC, 17.12.2018 13:35 Uhr
Eine Apothekerin aus dem US-Bundesstaat Illinois muss sich derzeit gegen schwere Vorwürfe ihrer Belegschaft zur Wehr setzen: Sie habe über Jahre ein Regime sexueller Ausbeutung in ihrer Offizin etabliert, werfen ihr mehrere PTA vor. Ihre Lohnschecks hätten sie nur gegen Küsschen erhalten und bei Fehlverhalten habe sie ihnen regelmäßig den Hintern versohlt. Eine PTA, die sich wegen des psychischen Stresses in medizinische Behandlung begeben hatte, sei nach ihrer Rückkehr deshalb gekündigt worden. Sie verklagte die Apothekerin.
Apothekerin Joyce Fogleman galt bisher als „eine Stütze ihres Heimatortes“. Nicht nur war sie seit Jahren für ihr karitatives Engagement bekannt, sondern wurde auch für ihre Apotheke mehrmals ausgezeichnet. 2016 verlieh der US-Apothekerverband APhA (American Pharmacists Association) ihr den „Bowl of Hygeia Award“ für „herausragende Dienste an der Gemeinschaft“. In ihrem Heimatort West Frankfort, einem 8000-Seelen-Städtchen im Bundesstaat Illinois, hatte sie unter anderem ein Schulmusik-Programm, die freiwillige Feuerwehr und mehrere wohltätige Organisationen unterstützt.
Doch auch mit ihrer Apotheke selbst habe sie Standards gesetzt, wie man in der Begründung des Apothekerverbands zur Preisverleihung nachlesen kann: 1988 hatte sie die Offizin mit drei Mitarbeitern übernommen. Bis 2016 war die Belegschaft auf 24 gewachsen. „Diese geben ihre Freundlichkeit zurück an die Kunden, oft indem sie die Medizin nach draußen bringen, wenn die Patienten in langen Schlangen vor dem Drive-In stehen, oder indem sie den Menschen Rx-Medikamente bis nach Hause liefern“, schrieb damals der Apothekerverband.
Doch unter der freundlichen Oberfläche sollen jahrelang verstörende Zustände geherrscht haben: „Auf den ersten Blick wirkt die F&S Pharmacy wie eine normale Apotheke, bis man die Anschuldigungen liest“, so der zuständige Richter J. Phil Gilbert. „Unablässige sexuelle Belästigungen, unwillkommene sexuelle Annäherungen, Aufforderungen zu sexuellen Gefälligkeiten, sexuell motivierter physischer Kontakt, Erniedrigungen, eine sexuell feindselige Arbeitsatmosphäre und weiteres unzulässiges und/oder illegales Verhalten, das als Bedingung oder Voraussetzung einer Beschäftigung bei J&S gemacht wurde“, werfen ihr mehrere ehemalige Angestellte laut Anklageschrift vor.
Angezeigt hatte sie eine ehemalige Angestellte, die nach eigenen Angaben gefeuert worden war, nachdem sie sich in medizinische Behandlung begab. Der psychische Stress in der Apotheke habe sich auf ihre körperliche Gesundheit ausgewirkt, so die PTA Wendy Blades. Die 39-Jährige war wegen erhöhten Blutdrucks zum Arzt gegangen, nachdem sich Fogleman mehrfach an ihr vergangen haben soll. Die sexuellen Belästigungen sollen System gehabt haben: So habe Fogleman von ihren Angestellten verlangt, bei der monatlichen Ausgabe der Gehaltsschecks in einer Reihe zu stehen und sie nacheinander auf den Mund zu küssen. Regelmäßig habe Fogleman ihre Angestellten mit gespielt versehentlichen Berührungen am Hintern und im Intimbereich belästigt.
Als besonders demütigend habe Blades empfunden, dass sie und andere Angestellte von Fogleman „aus Gründen der Disziplin und der sexuellen Befriedigung“ gezüchtigt worden seien. Die Apothekerin habe sie und andere Angestellte vor den Augen der Kollegen – und laut Anklage selbst vor Kunden in der Offizin – übers Knie gelegt und ihnen den Hintern versohlt. Auch eine weitere Angewohnheit der Apothekerin habe sie verstört: Regelmäßig habe sie im Abgabebereich für Rx-Medikamente ihren Kittel gegen das Adamskostüm getauscht und sei dann komplett nackt in der Apotheke zugange gewesen.
„All das hat bei mir erhöhten Blutdruck, Panikattacken und Depression verursacht“, so Blades. Als sie nach einer Krankschreibung zurück an den Arbeitsplatz kam und sich über Foglemans „Kapriolen“ beschwerte, sei sie gekündigt worden. Daraufhin wehrte sie sich zuerst mit einer Eingabe bei der Antidiskriminierungsstelle des Staates Illinois und nun schließlich mit einer Schadenersatzklage am Gericht in East St. Louis. Versuche der Verteidiger Foglemans, die Abweisung der Klage herbeizuführen, scheiterten.
Die Apothekerin weist jegliche Schuld von sich. Die von Blades vorgebrachten Anschuldigungen seine „erlogen“ und „absolut lächerlich“. Es handele sich lediglich um den Rachefeldzug einer „verstimmten Angestellten“. Der Gerichtsprozess werde zeigen, dass sie sich nichts vorzuwerfen hat. Von der US-Zeitung Newsweek danach gefragt, ob sie wirklich regelmäßig nackt in der Apotheke gearbeitet habe, soll sie gekichert haben. „Das wäre lustig“, so Fogleman. „Aber nein.“