Finnland

Nach Software-Debakel: Großhandelschef muss gehen

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Berlin -

Beim finnischen Pharmagroßhändler Oriola steht ein Wechsel an der Spitze an: Eero Hautaniemi räumt den Chefsessel mit sofortiger Wirkung. Unter seiner Führung war es zu massiven Software- und dadurch Lieferproblemen gekommen, die nach wie vor anhalten. Zu seinem Nachfolger hat der Verwaltungsrat Robert W. Anderson bestimmt, der das Amt spätestens zum 1. März antreten soll. So lange führt der Vorstandsvize Kimmo Virtanen die Geschicke des Unternehmens.

Hautaniemis Abgang ist eine Konsequenz aus dem Software-Debakel im September. Ein misslungenes Update des Systems zur Ressourcenplanung hatte zu schwerwiegenden Lieferproblemen geführt. Rund 70 Prozent der Apotheken bekamen die Engpässe zu spüren, die vor allem Spezialprodukte wie Krebsmedikamente, Psychopharmaka und Insulin betrafen. Die Probleme dauern nach wie vor an.

Verschärft wurde die Krise durch den Umstand, dass sich in Finnland nur zwei Pharmagroßhändler den Markt teilen: Oriola und die Phoenix-Tochter Tamro. Beide vertreiben im Einkanal-Vertrieb jeweils exklusiv die kompletten Sortimente bestimmter Hersteller und teilen sich den Markt ungefähr zur Hälfte.

Die Folgen der Panne sind schmerzhaft: Durch entgangene Verkäufe, Frachten und Einlagerungen entstanden dem Unternehmen zusätzliche Kosten von 10 bis 11 Millionen Euro. Der Pharmahändler erwartet für das laufende Geschäftsjahr einen massiven Gewinneinbruch zum Vorjahr. Oriola wurde 2006 aus dem größten finnischen Pharmaunternehmen Orion ausgegründet und beschäftigt heute 2800 Mitarbeiter.

Oriola ist in auch Schweden als Großhändler und Kettenbetreiber aktiv. Im Zusammenhang mit einer möglichen Liberalisierung des finnisches Marktes hatte sich der Konzern mit der Supermarktkette Kesko zusammengetan. Allerdings lehnte die Regierung die Aufhebung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes ab, lediglich die Bedarfsplanung soll gelockert werden. Aus Russland hatte sich Oriola vor einiger Zeit zurückgezogen.

Hautaniemis Nachfolger kommt aus der Telekommunikationsbranche: Bisher ist Anderson bei Telia, dem größten Mobilfunkanbieter in Finnland, Schweden und Litauen. Außerdem sitzt er im Vorstand des russischen Mobilfunkanbieters Megafon.

Derzeit gibt es in Finnland rund 620 Apotheken mit 200 Filialen. Der Durchschnittsumsatz liegt bei zwei Millionen Euro. Fremdbesitz ist nicht zugelassen, der Mehrbesitz auf drei Filialen beschränkt. Stattdessen gibt es eine strikte Bedarfsplanung: Wer sich als Apotheker selbstständig machen will, muss zunächst für einige Jahre in entlegenen Regionen am Polarkreis die Versorgung sichern, bevor er einen attraktiveren Standort zugewiesen bekommt.

Auch in Zukunft müssen Lizenzen bei der finnischen Arzneimittelbehörde Fimea beantragt werden. Das Zulassungsverfahren soll aber vereinfacht und zugleich transparenter werden. Haupteigentümer einer Apotheke soll ein vor Ort arbeitender Pharmazeut bleiben. Parallel dazu will die Regierung aber untersuchen, ob Apotheken unter bestimmten Umständen als „offene Unternehmen“ geführt und Angestellte als Miteigentümer zugelassen werden können.

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