Italien

Monti erlaubt Rx-Boni

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Berlin -

Erst gestern war bekannt geworden, dass die neue italienische Regierung nicht erstattungsfähige, verschreibungspflichtige Arzneimittel aus der Apothekenpflicht entlassen will, solange in den Verkaufsstellen Apotheker anwesend sind. Im verabschiedeten Gesetzestext packt die Monti-Regierung noch eine Überraschung dazu: Auf die Arzneimittel können fortan Rabatte in unbegrenzter Höhe gegeben werden. Allerdings wurden Arzneistoffe mit Suchtpotenzial doch gestrichen.

 

Für die Rx-Boni ist die einzige Bedingung, dass sie gut leserlich auf jeder Medikamentenpackung vermerkt werden. Neben den OTC-Shops und den großen Supermärkten sollen auch Apotheken Rabatte und Boni geben dürfen.

Allerdings stehen im finalen Text des eigentlich als Sparpaket angekündigten Gesetzes auch zwei neue Einschränkungen für die Liberalisierung der sogenannten „Fascia C“: Von den rund 3700 Arzneimitteln aus der Liste sollen 470 Betäubungsmittel und Medikamente, auf die es wegen des Missbrauchspotenzials keine Folgerezepte gibt, ausgeschlossen werden. Zahlen des nationalen Gesundheitsdienstes zufolge sind dies auch die umsatzstärksten Arzneimittel ider „Fascia C“: Allein mit Benzodiazepinen setzten die Apotheken 2010 mehr als 550 Millionen Euro um.

Weiterhin sieht das Gesetz vor, dass nur Supermärkte in Ortschaften mit mehr als 15.000 Einwohnern die „Fascia C“-Medikamente abgeben dürfen. In einem weiteren Passus wird geregelt, dass Hersteller und Großhändler den OTC-Shops nicht schlechtere Verkaufskonditionen anbieten dürfen als den Apotheken. Laut Gesetz soll damit eine „ungerechtfertigte Diskriminierung zwischen den 'Parafarmacie' und Apotheken“ vermieden werden.

Die Regelungen zur Bedarfsplanung sind innerhalb einer Nacht aus dem Gesetz gestrichen worden. Die aktuellen Quoten (4000 Bürger pro Apotheke in Ortschaften über 12.500 Einwohnern und 5000 Bürger pro Apotheke in Ortschaften mit weniger als 12.500 Einwohnern) bleiben damit bestehen. Im Parlamentsentwurf war vorgesehen, die Bedarfsplanung auf eine landesweit einheitliche Quote von 4000 Bürgern pro Planungsbezirk festzulegen, um Neugründungen zu stimulieren.

Die Apotheker warten weiterhin auf eine Begründung für die plötzliche Reformierung des Apothekenmarktes. Aus dem Verband heißt es, die Präsidentin Annarosa Racca sei zwar am Freitag ins Gesundheitsministerium eingeladen, aber mit den Worten vertröstet worden, es werde keine weitreichenden Neuregelungen geben. Immerhin: Inzwischen hat der neue Gesundheitsminister Renato Balduzzi über die Medien sein erstes Treffen mit den Pharmazeuten angekündigt.

 

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