Homöopathika bei Mittelohrentzündung – Siebenjähriger tot Nadine Tröbitscher/dpa, 31.05.2017 11:18 Uhr
Die Otitis media ist eine schmerzhafte Erkrankung und bei Kindern keine Seltenheit. Heftige pulsierende Ohrenschmerzen sowie Druckgefühl, Fieber und Schwindel können die Symptome sein. Bei fachgerechter Therapie heilt die Erkrankung ohne Komplikationen ab. Nicht so bei dem kleinen Francesco aus Italien – die Eltern verweigerten die Antibiotikagabe und der Junge verstarb.
Die Eltern des siebenjährigen Francesco verweigerten die Gabe von Antibiotika seit dem dritten Lebensjahr des Jungen. Sie setzten auf alternative Heilmethoden und behandelten die Erkrankungen homöopathisch. So auch eine beidseitige Mittelohrentzündung, die jedoch auf die Therapie nicht ansprach und sich im Körper weiter ausbreitete. Die Eltern hatten ihn laut italienischen Medien erst ins Krankenhaus gebracht, als der Junge das Bewusstsein verlor.
Dem behandelnden Homöopathen hätten die Eltern immer vertraut, berichtete die italienische Gazette „Corriere della Serra“. Der Mann habe der Familie bis zuletzt Hoffnung gemacht, dass der Junge wieder gesund werde. Er muss sich womöglich vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft in Ancona ermittelt gegen den Homöopathen wegen fahrlässiger Tötung. Auch gegen die Eltern seien Ermittlungen eingeleitet worden, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa.
Der kleine Junge erlag der Erkrankung nach 15 Tagen homöopathischer Behandlung in einem Krankenhaus. Laut italienischer Nachrichtenagentur Ansa konnten die Ärzte den Jungen trotz Operation und Antibiose nicht retten. Zu weit hatte sich die Infektion im Körper ausgebreitet, so dass der Junge schließlich an einem Hirntod verstarb. Die Organe des Jungen seien von den Eltern zur Spende freigegeben worden.
Die akute Mittelohrentzündung kann sowohl eitrig und durch Bakterien verursacht oder viralen Ursprungs sein. Besonders betroffen von der Infektion ist die Paukenhöhle. Dabei rötet sich das Trommelfell und wölbt sich hervor, nach einigen Tagen kann Eiter austreten. Nach etwa zwei bis drei Wochen klingt die Entzündung wieder ab.
Kinder sind besonders von der Erkrankung betroffen, da die Eustachische Röhre, die Verbindung zwischen Mittelohr und Nasen-Rachenraum, noch nicht vollständig ausgebildet ist. Pathogene Keime können so leichter aufsteigen und Infektionen in der Paukenhöhle verursachen.
Die Betroffenen können unter pulsierenden Schmerzen, Fieber, Hörverlust oder pochenden Ohrgeräuschen leiden. Bakterielle Entzündungen können nach etwa drei bis acht Tagen durch einen Austritt von Eiter gekennzeichnet sein, wenn das Trommelfell perforiert. In etwa 60 Prozent der Fälle tritt eine Besserung der Symptome innerhalb der ersten 24 Stunden ein. Ist die Entzündung auf Bakterien zurückzuführen, können Antibiotika verordnet werden.