Schweiz

Mit Festpreisen 800 Millionen sparen

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Berlin -

Generika seien in der Schweiz bis zu 300 Prozent teurer als im Ausland, kritisiert der Krankenkassenverband Curafutura und unterstützt damit den Vorstoß der Preisüberwacher und des Schweizer Bundesrates, ein Referenzpreissystem einzuführen. Wenn Krankenkassen nur noch Wirkstoffe vergüten müssten statt teure Produktnamen, ließen sich pro Jahr 800 Millionen sparen. Ärzte, Apotheker und Hersteller wehren sich gegen die Pläne. Man befürchtet etwa Einbußen bei der Qualität der Medikamente, Versorgungsengpässe oder warnt vor dem Verlust der Innovationskraft der Branche in der Schweiz.

Wer in der Schweiz ein Medikament kaufen will, muss im EU-Ländervergleich häufig mehr bezahlen. Die Preisunterschiede sind teilweise erheblich. Wie der Krankenkassenverband Curafutura nun aufzeigte, kostet beispielsweise eine Tablette Pantoprazol von Sandoz in den Niederlanden umgerechnet 3 Rappen, in Deutschland 29 Rappen und in der Schweiz 53 Rappen. Gewisse Preisdifferenzen lassen sich in der Schweiz durch das allgemein höhere Preisniveau erklären, solche Extremfälle aber nicht, meinen die Krankenversicherer, und unterstützen den Vorstoß des Preisüberwachers und des Schweizer Bundesrats, ein Referenzpreissystem für Medikamente einzuführen.

In wenigen Wochen soll Bundesrat Alain Berset präsentieren, wie das Referenzpreissystem konkret ausgestaltet werden soll. Doch das Prinzip ist bereits klar: Medikamente mit gleichen Wirkstoffen werden in Gruppen eingeteilt. Für die Gruppe wird anschließend ein Maximalpreis festgelegt, der sich am günstigsten Präparat orientiert. Dieser Referenzpreis soll sowohl für Originalpräparate mit abgelaufenem Patentschutz als auch für Generika gelten.

Der Krankenversicherer vergütet dann nur noch den Referenzpreis. Falls ein Patient sich also für ein teureres Präparat entscheidet, darf er das weiterhin, muss allerdings die Preisdifferenz selbst berappen. Patienten sollen so mehr Anreiz erhalten, günstige Medikamente zu beziehen, die ihnen von der obligatorischen Krankenversicherung vergütet werden. Dadurch erhoffen sich die Befürworter eine Ersparnis von bis zu 800 Millionen Franken. Der Systemwechsel soll für Patienten keinen qualitativen Unterschied bringen, beteuern sie. Denn aus medizinischen Gründen könnte der Arzt ja weiterhin ein teureres Präparat verschreiben, das der Versicherer dann vollumfänglich rückerstatten müsste.

Gegen das Vorhaben hat sich jedoch bereits ein breites Bündnis aus Herstellern, Ärzten, Apothekern und Konsumenten formiert. Neben dem Verband der Generikahersteller tragen die Verbände der Ärzteschaft FMH, Vips (Vereinigung Pharmafirmen in der Schweiz), IG Schweizer Pharma KMU, APA (Ärzte mit Patientenapotheke), Scienceindustries – der Wirtschaftsverband Chemie, Pharma, Biotech – sowie das Bündnis freiheitliches Gesundheitswesen die Initiative „Nein zu Referenzpreisen bei Medikamenten!“ mit. Man befürchtet etwa Einbußen bei der Qualität der Medikamente, Versorgungsengpässe oder warnt vor dem Verlust der Innovationskraft der Branche in der Schweiz.

Auch der Schweizer Apothekerverband Pharmasuisse gehört dem Bündnis an. Der Verband sieht einerseits kritisch, dass in einem Referenzpreissystem Behörden oder Krankenversicherer die Medikamentenauswahl mit Fokus auf Kosteneinsparungen statt auf Qualität und Versorgungssicherheit treffen. Bei zu niedrigen Preisen sei die Vermarktung gewisser Produkte durch Hersteller oder Importeure in der Schweiz gefährdet, was zu Versorgungslücken führe. Pharmasuisse warnt davor, dass die Bevorzugung des tendenziell Günstigsten im Endeffekt zum weltweiten Monopol des billigsten Herstellers des betroffenen Wirkstoffs führe, was die Qualität bedroht, weitere Anbieter eliminiert und damit zu gravierenden Versorgungsengpässen führt.

Erfahrungen aus EU-Ländern mit Referenzpreissystemen würden zeigen, dass als indirekte Auswirkung des Referenzpreissystems der Gebrauch von patentierten, teureren Medikamenten zunehme, die nicht dem Referenzpreismechanismus unterliegen. Der Arzt versuche so, seinem Patienten die systembedingte Zuzahlung zu ersparen, um das bevorzugte Medikament auch wirklich zu erhalten, lautet die Argumentation der Apothekervertreter.

Mit einem Referenzpreissystem würden zudem Patienten laufend entweder zum Medikamentenwechsel oder zum Bezahlen des Differenzbetrags gezwungen. Das führe zu einer schlechteren Therapietreue und damit zu höheren Kosten. Für den erwünschten therapeutischen Erfolg seien auch die Darreichungsform, die Verpackung und die Informationen für den Patienten entscheidend, betont Pharmasuisse. Selbst Investitionen in eine bessere Galenik würden zu besseren Therapieerfolgen führen. Referenzpreise nach dem Billigstprinzip vernachlässigten dagegen die Kriterien der Qualität und der Therapietreue. „Statt mit dem Billigstprinzip Therapieerfolge zu gefährden, müssten die Bemühungen hin zu einer besseren Therapietreue intensiviert werden“, warnte Pharmasuisse-Präsident Vabian Vaucher. Dort liegt seiner Ansicht nach ein Sparpotenzial in Milliardenhöhe.

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