Finnland

Ministerium bremst Visavia

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Das Arzneimittel-Abgabeterminal Visavia ist in Deutschland fast vollständig verboten. Deshalb setzt der Hersteller Rowa derzeit auf ausländische Märkte. In den Niederlanden sind bereits einzelne Terminals als Abholstellen im Einsatz. Gestern verkündete das Kelberger Unternehmen, Finnland habe den Weg für Visavia geebnet. Doch damit ist Rowa über das Ziel hinaus geschossen. „Die Abgabe von Arzneimitteln an Automaten ist in Finnland nicht legal“, sagte eine Sprecherin des finnischen Gesundheitsministeriums.

Tatsächlich hatte die Regierung Anfang des Jahres ein neues, dreistufiges Apothekensystem beschlossen. Neben Hauptapotheken und Filialapotheken soll es künftig sogenannte „Pharmacy Service Points“ als kleine Stützpunkte für Arzneimittel geben. Die „Service Points“ müssen immer von einer Apotheke aus der Region betrieben und bei der Behörde angemeldet werden. Der Apotheker muss nicht immer vor Ort sein. In seiner Abwesenheit dürfen ausschließlich OTC-Arzneimittel und Freiwahlartikel abgeben werden. Dabei muss einer Sprecherin der Aufsichtsbehörde zufolge immer ein Mitarbeiter anwesend sein; eine Videokonferenz reiche nicht aus.

Mit der Neuregelung, die im März von der finnischen Arzneimittelbehörde konkretisiert wurde, soll die Arzneimittelversorgung in ländlichen Gebieten sichergestellt werden. Rowa zufolge erfüllt auch Visavia die Anforderungen, die an die „Service Points“ gestellt werden: Die Beratung sei über eine Videokonferenz sichergestellt, die Abgabe werde durch einen Apotheker kontrolliert, und die Arzneimittel seien sicher gelagert. Rowas finnischer Vertriebspartner hatte der ehemaligen Gesundheitsministerin Lisa Hyssala das System sogar vorgestellt. Sie soll den Einsatz der Terminals als mögliche Alternative erwogen haben.

Doch seit rund einem Jahr hat Finnland mit Juha Rehula einen neuen Gesundheitsminister. Die Einstellung zu ferngesteuerten Abgabeautomaten hat sich seither offenbar gewandelt. Mit dem neuen System der „Service Points“ sieht man im Ministerium keine Notwendigkeit mehr für die Terminals: „Es muss immer ein Mensch zugegen sein. Der Einsatz von Maschinen wird derzeit im Ministerium nicht diskutiert“, sagt die Sprecherin.

Rowas Vertriebspartner räumte auf Nachfrage ein, dass die Terminals in der Gesetzesbegründung nicht ausdrücklich erwähnt seien. Allerdings sei diese Form der Abgabe erstmals auch nicht explizit verboten. Jetzt will man die Reaktion der Behörden abwarten, wenn die ersten Apotheker einen „Service Point“ mit Visavia anmelden. Zunächst sollen auch nur OTC- und Freiwahlartikel abgegeben werden.

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