Dänemark

Merkblatt gegen die Liberalisierung APOTHEKE ADHOC, 27.08.2012 15:18 Uhr

Berlin - 

Immer wieder wird in Dänemark über eine Liberalisierung des Apothekenmarktes diskutiert. Erst war es die liberal-konservative Vorgängerregierung, nun ist es die Wettbewerbsbehörde, die in einem Gutachten eine weitreichende Deregulierung fordert. Der dänische Apothekerverband hat nun reagiert und will mit Hilfe eines Merkblattes mit Vorurteilen, „Mythen“ und Fehlinformationen über Apotheken aufräumen.

 

Im vergangenen Jahr hatten die Sozialdemokraten die Regierung übernommen, anschließend eine Überprüfung der aktuellen Strukturen auf dem Apothekenmarkt angekündigt und die Wettbewerbsaufsicht mit einem Gutachten beauftragt. Die Behörde fordert unter anderem die Aufhebung des Fremdbesitzverbotes und der Rx-Festpreisbindung. Länder wie Schweden, die Niederlande und Großbritannien seien Beispiele für gelungene Deregulierungen.

Auf dem Merkblatt will der Verband Antworten auf die 19 häufigsten Vorwürfe geben. Zum Beispiel: In Dänemark gibt es zu wenig Apotheken. „Nein. Die Dänen müssen durchschnittlich 3,8 Kilometer bis zur nächsten Apotheke fahren“, so die Reaktion des Apothekerverbandes. Auch dass Apotheken zu hohe Gewinne einfahren, stimmt aus Sicht des Verbandes nicht: „Die Apotheken haben im Schnitt einen Überschuss von umgerechnet rund 129.000 Euro pro Jahr. Das ist weniger als Ärzte, Zahnärzte oder andere Selbstständige mit mehr als 10 Beschäftigten.“

 

 

Die Apotheker wehren sich auch gegen Vorwürfe, die Öffnungszeiten seien zu kurz und die Wartezeiten zu lang. Eine dänische Apotheke habe im Durchschnitt 54,4 Stunden pro Woche geöffnet. Im liberalisierten Schweden seien es nur 53 Stunden.

Aus Sicht des Apothekerverbandes ist der Apothekenmarkt auch nicht überreguliert: Schließlich gebe es in 12 EU-Ländern (mit 60 Prozent der EU-Bevölkerung) Vorschriften für den Besitz einer Apotheke. In 17 europäischen Ländern gebe es geographische Niederlassungsbeschränkungen.

Mit dem letzten Punkt geht der Verband auch auf den Apotheker Danji Bhanderi ein, der im vergangenen Jahr mit der dänischen Drogeriekette Matas ein Pick-up-Konzept gestartet hatte. Bhanderi war aufgrund seiner Zusammenarbeit mit Matas aus seiner Apothekenkooperation A-Apoteket geworfen worden. Der Verband stellt nun klar: Bhanderi bleibt ein vollwertiges Verbandsmitglied. Die Kooperation habe ihre Entscheidung unabhängig getroffen.