Pharmakonzerne

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Berlin -

Der langjährige Namensstreit zwischen dem deutschen Pharma- und Chemiekonzern Merck und seinem US-Konkurrenten Merck & Co. geht in eine neue Runde. Der US-Konzern, der hierzulande als MSD Sharp & Dohme auftritt, reichte in den USA wegen missbräuchlicher Namensnutzung in New Jersey eine Klage ein. So soll verhindert werden, dass die deutsche Merck in den USA unter dem Namen Merck auftrete. In Darmstadt wollte das man dies zunächst nicht kommentieren.

Der US-Konzern will zudem eine Entscheidung eines britischen Gerichts im Namensstreit zugunsten von Merck KGaA anfechten. Der High Court of Justice in London hatte zuletzt zugunsten der Darmstädter entschieden und in der alleinigen Verwendung des Namens „Merck“ als Handelsmarke oder Unternehmensname auf Druckerzeugnissen und in digitalen Medien seitens MSD eine Vertragsverletzung gegenüber Merck gesehen.

1955 hatten die beiden Konzerne eine Vereinbarung geschlossen, nach der der deutsche Konzern den Namen weltweit mit Ausnahme der USA und Kanada verwenden kann. Im Heimatmarkt des Konkurrenten ist Merck als „EMD“ (Emanuel Merck Deutschland) bekannt. 1970 wurde die Vereinbarung aktualisiert. „Unser Ziel ist, den in der jetzigen Vereinbarung festgeschriebenen Status Quo zu schützen“, sagte Merck-Chefjuristin Friederike Rotsch. „Daher freuen wir uns, dass der englische Gerichtshof unserer Auffassung folgt, dass die Verwendung unseres Namens und unserer Marke durch MSD in unseren Territorien über die Grenzen hinausgeht, die vertraglich festgelegt sind.“

Noch vor einem Jahr hatte Kenneth Frazier, Chef von Merck & Co., im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) erklärt, man verhandele seit Jahren. Gerade in einer Welt der globalen Kommunikationskanäle sei die Namensgleichheit nicht einfach: „Ich glaube, beide Parteien sehen die Notwendigkeit zu versuchen, einen Ansatz zu finden, der es den Leuten auf der ganzen Welt erlaubt zu verstehen, wer wir sind. Einen Ansatz, der die Verwirrung beseitigt.“

Beide Konzerne sind auf die Industriellenfamilie Merck zurückzuführen, deren Wurzeln in der 1654 gegründeten Engel-Apotheke in Darmstadt zu suchen sind. 1891 gründete der deutsche Hersteller in den USA eine Landesgesellschaft, deren Leitung Georg Merck übernahm. 1917 beschlagnahmte der „Alien Property Custodian“, ein im Weltkrieg eingesetzter Treuhänder der US-Regierung für ausländisches Eigentum, die Anteile des deutschen Stammhauses. Bei der Versteigerung nach dem Krieg sicherte sich der Firmenchef gemeinsam mit einer Gruppe von Investoren die Kontrolle. 1953 fusionierte das Unternehmen mit Sharp & Dohme.

Immer wieder gibt es Missverständnisse. 2011 etwa gab es Probleme bei Facebook: Der deutsche Hersteller hatte sich im März 2010 den Nutzernamen „Merck“ gesichert und das Profil mit Informationen gefüllt. Im Oktober waren plötzlich alle Bilder, Nachrichten und das Logo der Darmstädter verschwunden – und durch die des US-Konzerns ersetzt. Später entschuldigte sich der Internetkonzern.

Andere Pharmahersteller haben eine ähnliche Geschichte. Schering-Plough geht auf die im Zweiten Weltkrieg enteignete US-Niederlassung des Berliner Herstellers zurück; das US-Unternehmen ging 2009 in MSD auf. Das nordamerikanische Geschäft von Bayer wurde nach dem Ersten Weltkrieg an den Mitbewerber Sterling Products verkauft. Erst 1994 kauften die Leverkusener die OTC-Sparte und damit die Rechte an Marken wie Aspirin zurück.

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