Im US-Wahlkampf haben die Apotheken- und Pharmalobby ihre Parteispenden den neuen Gegebenheiten angepasst und den Demokraten anteilig deutlich mehr Geld zur Verfügung gestellt als in den vergangenen Jahren. Während Kettenbetreiber und Pharmahersteller ihren Schwerpunkt diesmal auf den Wahlkampf der Demokraten setzten, blieben die Großhändler den Republikanern treu.
Nach Zahlen des Forschungsinstituts „Center for Responsive Politics“ kamen aus dem Gesundheitswesen insgesamt 124 Millionen US-Dollar an Spenden für die Kandidaten und Parteien zusammen. Mit knapp 2 Millionen Dollar spendete der Zahnärzteverband am meisten, gefolgt vom Klinikverband, Pfizer und dem Ärzteverband.
Der Apothekerverband spendete 716.000 Dollar, der Kettenverband 230.000 Dollar. Allerdings engagierten sich die großen Kettenbetreiber als einzelne Unternehmen zusätzlich: CVS/Caremark gab 450.000 Dollar, Walgreen spendete 284.000 Dollar und Rite Aid 180.000 Dollar. Die Supermarktkette Wal-Mart gab sogar mehr als 1,4 Millionen Dollar aus - 59 Prozent ging an die Republikaner.
Dagegen setzten die anderen Kettenbetreiber ebenso wie die Apotheker rund 70 Prozent auf die Demokraten. CVS und der Kettenverband verteilten ungefähr gleich. Insgesamt gingen 52 Prozent der Spenden im Gesundheitswesen an die Demokraten. Das war nicht immer so: Bei den vergangenen Präsidentschaftswahlen (2000) sowie bei der Besetzung für Repräsentantenhaus und Senat (2002, 2006) erhielten die Demokraten nur rund ein Drittel des Etats.
Selbst die Pharmakonzerne haben diesmal 49 Prozent ihrer Gelder für den Wahlkampf Barack Obamas aufgebracht. 2000 hatte Al Gore 31 Prozent erhalten; 2004 war John Kerry mit 34 Prozent der aufgebrachten Mittel ausgestattet worden. Nur die Großhändler spendeten auch in diesem Jahr im Durchschnitt rund zwei Drittel für die Republikaner. Immerhin: 2004 und 2006 waren es rund drei Viertel gewesen.
Der Wind hat sich gedreht: Die Demokraten haben mittlerweile beide Häuser im Kongress und nun auch das Weiße Haus erobert. Jedem Lobbyisten dürfte klar sein, wer die künftigen Gesundheitsreformen absegnet und bei wem man einen Fuß in der Tür haben muss. Schließlich ist zwischen 2000 und 2006 der Anteile der Staatsausgaben für Arzneimittel von 23 auf 34 Prozent gestiegen.
Obama gab übrigens laut einer Untersuchung der Campaign Media Analysis Group zufolge in diesem Jahr 113 Millionen Dollar, das sind zwei Drittel seines Budgets, für 117 TV-Spots aus, die sich hauptsächlich mit dem Gesundheitswesen beschäftigten. McCain produzierte nur zehn Spots zum Thema für 13 Prozent seines Budgets.
Doch auch John McCain stand im aktuellen Wahlkampf für „pharmafeindliche“ Gesetzespläne: Wie Obama forderte McCain mehr Verhandlungsmacht für den Staat gegenüber den Pharmaherstellern, niedrigere Preise, Importmöglichkeiten und die schnellere Einführung von Generika. In einem TV-Spot kündigte der Senator an, sich die Pharmaindustrie vorzuknöpfen, in einer Debatte nannte er die Hersteller „Bad Guys“.
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