Niederlande

Mediq: Auflagen für Phoenix/Celesio

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Berlin -

Anderthalb Jahre lang mussten Phoenix und Celesio warten, um in den Niederlanden das Großhandels- und Apothekengeschäft von Mediq kaufen zu können – und damit zum dominierenden Anbieter im Pharmahandel aufsteigen zu können. Jetzt hat die Wettbewerbsbehörde (Autoriteit Consument & Markt, ACM) den Deal unter erheblichen Auflagen genehmigt.

Brocacef, das Joint-Venture von Phoenix und Celesio, darf das Pharmahandelsgeschäft von Mediq übernehmen, muss aber Zugeständnisse machen. Laut ACM gehören nach Abschluss des Deals knapp 600 der insgesamt 2000 Apotheken im Land zu Brocacef – als Filiale oder Franchisenehmer. Grund genug für die Behörde, sich nach Jahren des Laissez-faire erstmals genauer mit dem Markt zu beschäftigen.

89 Apotheken müssen abgeben werden, neben 38 eigenen Filialen sind auch 51 Franchisenehmer betroffen. Laut ACM haben Patienten ein berechtigtes Interesse an einer Auswahl an Apotheken in der Nähe, genauso wie ihre Krankenversicherungen. Lokale Monopole gingen zu Lasten der Verbraucher, da sie zu höheren Preisen führten, so ACM.

Auch im Großhandel muss sich Brocacef von einem Teilbereich verabschieden: Denn Krankenhäuser hätten ansonsten nur noch eine einzige Alternative, wo sie ihre Medikamente bestellen können. Daher muss Brocacef die Sparte Distrimed an den Konkurrenten Pluripharm abgeben.

Brocacef will die Transaktion nun schnell abschließen und die Mediq-Apotheken in Benu umflaggen. Das Unternehmen nimmt mit rund 5000 Mitarbeitern und einem Umsatz von zwei Milliarden Euro eine führende Marktposition ein. 2010 hatten Celesio und Phoenix ihre Aktivitäten im schwierigen niederländischen Markt verschmolzen. Celesio brachte sein Kettengeschäft in das Gemeinschaftsunternehmen ein und erhielt im Gegenzug 45 Prozent der Anteile. Der Stuttgarter Konzern war in den Niederlanden nie als Großhändler aktiv und mit seinen 50 Apotheken allein nicht wettbewerbsfähig.

In den Niederlanden gibt es damit faktisch nur noch drei wesentliche Anbieter im Pharmahandel. Alliance Boots kommt im Großhandel auf Erlöse von knapp 1,1 Milliarden, im Einzelhandel auf 170 Millionen Euro. 68 eigene Apotheken firmieren unter Boots oder De Vier Vijzels. Außerdem betreibt der Konzern unter der Marke Kring die größte Kooperation mit 250 Mitgliedern. Dritter Anbieter ist die Genossenschaft Mosadex, die nach eigenen Angaben auf einen Marktanteil von einem Viertel kommt. 650 Apotheken machen demnach bei der hauseigenen Kooperation mit.

Insgesamt sind von den rund 1800 niederländischen Apotheken rund 700 in Kettenbesitz. Das Mehrbesitzverbot war in den Niederlanden bereits 1987 gefallen; gleichzeitig hatte die Regierung der vermeintlich willkürlichen Niederlassungspolitik der Königlichen Pharmazeutischen Gesellschaft (KNMP) einen Riegel vorgeschoben. Seit 1992 können außerdem Krankenversicherer individuelle Verträge mit Apotheken abschließen; seit 1999 können auch Nichtpharmazeuten Apotheken betreiben.

Mediq firmierte ursprünglich unter dem Namen OPG und war als genossenschaftlicher Großhändler organisiert. Seit 1992 an der Börse gelistet, machte der Konzern seinen ehemaligen Eigentümern und Kunden zunehmend mit eigenen Kettenapotheken Konkurrenz: 1995 kaufte OPG die ersten acht Apotheken vom Supermarktkonzern Ahold; dem führenden Grossisten des Landes sollte es möglich sein, die Kettenbildung auch gegen die Vorbehalte seiner Kunden voranzutreiben. Später folgte der Einstieg auch in Belgien und in Polen.

Doch um zwischen den drei paneuropäischen Pharmahandelskonzernen bestehen zu können, suchte der langjährige Firmenchef Marc van Gelder nach Geschäft in der Nische. So stieg Mediq zu Hause und in verschiedenen anderen Ländern in den Versandhandel mit Hilfsmitteln und Spezialprodukten ein; außerdem wurden Arztpraxen beliefert. Hierzulande ist Mediq als Lieferant von Diabetikerbedarf aktiv.

2013 hatte Mediq seine polnischen Pharmahandelsaktivitäten für rund 100 Millionen Euro verkauft. Die Großhandelssparte ACP ging an den Branchenprimus Neuca, die Apothekenkette mit 190 Filialen und 80 angeschlossenen Franchisenehmern kaufte der slowakische Finanzinvestor Penta. Das Großhandelsgeschäft in Belgien hatte Mediq schon 2009 an Celesio verkauft.

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