Medizinische Dienstleistungen

Medbase: Apotheken sollen Praxen entlasten

, Uhr
Berlin -

Die Migros-Tochter Medbase wurde einst als sportmedizinisches Zentrum gegründet. Heute mischt Medbase mit seinen 51 Apotheken-Filialen den Schweizer Markt auf. Neuester Coup: Die Apotheken sollen zum Point of Care werden und Hausärzt:innen entlasten.

Medbase betreibt nicht nur Apotheken, sondern auch Arzt- und Zahnarztpraxen. Doch der Mangel an Ärzt:innen nimmt zu und der Hausarzt als Einzelkämpfer sei ein Auslaufmodell. Um die Versorgung zu sichern und die Gesundheitskosten in der Schweiz zu senken, will Medbase in den Apotheken künftig auf mehr medizinische Dienstleistungen setzen. Apotheken sollen „von reinen Verkaufsstellen zu Orten, an denen erste Behandlungen möglich sind“, weiterentwickelt werden, wird Firmengründer Marcel Napierala von der Neuen Züricher Zeitung zitiert. „Apothekerinnen und Apotheker sind Fachleute mit universitärer Ausbildung und einem großen Know-how. Wir wollen mehr auf sie setzen und die Apotheken weiterentwickeln“, so Napierala im Interview.

Patient:innen mit chronischen Krankheiten sollen von der Arztpraxis in die Apotheke verlagert werden. Ein Beispiel seien Diabetiker, die Nachkontrollen benötigen. Auch fürs Impfen würden die Apotheken immer wichtiger werden. Doch Napierala will künftig einen Schritt weiter gehen – auch Blutentnahmen für Laboruntersuchungen seien denkbar. „Das sind kleine Schritte, keine Revolution.“

Die Einbindung der Apotheken könne Teil der Lösung gegen den Hausärztemangel und die überlasteten Praxen sein. Apotheken sollen vom „Point of Sale“ – der Verkaufsstelle – zum „Point of Care“ werden. Abgabe und Beratung von Arzneimitteln allein seien nicht mehr der Fokus der Apotheke. Schon heute übernehmen Apotheken mehr Aufgaben – Stichworte Impfen, Blutdruckkontrolle und Allergiecheck.

Zudem arbeite Medbase an einem eigenen telemedizinischen Angebot. Ziel sei es, Patient:innen mit akuten Symptomen, die nicht zwingend physisch behandelt werden müssen, telemedizinisch zu betreuen. Auch periodische Kontrollen von Chronikern könnten telemedizinisch erfolgen.

Migros hatte im vergangenen Jahr über die Gesundheitssparte Medbase das traditionelle Geschäft von Zur Rose in der Schweiz übernommen, nämlich die Belieferung von Arztpraxen mit Medikamenten sowie den Versand an Endkunden. 2019 war Migros als Partner ins Vor-Ort-Geschäft eingestiegen. Das Versandgeschäft für frei verkäufliche Gesundheits- und Pflegeprodukte wurde seitdem von einem Joint Venture betrieben.

Die erste Shop-in-Shop-Apotheke entstand 2017 in einer Berner Migros-Filiale, 2018 folgten Filialen in Basel und Zürich. Das Konzept sind Mini-Apotheken auf 50 Quadratmeter Fläche unter dem Namen Zur Rose. Zur Rose wurde seinerzeit zudem Lieferant für Medbase. Die Zusammenarbeit wurde 2019 auf neue Füße gestellt. Migros kam auch im Bereich E-Commerce an Bord.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Mehr zum Thema
Online-Magazin „Pioneer“ feiert Apothekenreform
„Das Ende des Apotheken-Monopols“
Mehr aus Ressort
„Apothekenmodell nicht mehr nachhaltig“
Walgreens will 25 Prozent seiner US-Filialen schließen

APOTHEKE ADHOC Debatte