Gehäufte Fälle in den USA

Masern: US-Minister schlägt Vitamin A und Lebertran vor Laura Schulz, 15.03.2025 09:24 Uhr

In den USA wächst die Zahl der Masernerkrankungen. Der Gesundheitsminister macht kontroverse Vorschläge. Dabei ist bekannt, was effektiv vor dem Virus schützt. Foto: Natalia Maschewa/stock.adobe.com
Austin/Washington - 

Im Süden der USA steigt die Zahl der Masernerkrankungen weiter und Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. gibt unterschiedliche Ratschläge. In den beiden besonders betroffenen Staaten Texas und New Mexiko hat sich die Zahl der Fälle auf etwa 300 erhöht, wie die örtlichen Behörden mitteilten. Bis auf wenige Ausnahmen waren alle Erkrankten nicht geimpft.

Allein in Texas hat sich nach Angaben der örtlichen Behörden die Zahl der Fälle auf 259 erhöht, 34 Infizierte mussten im Krankenhaus behandelt werden. Hier war im Februar ein Kind an einer Masernerkrankung gestorben. Zu dem Zeitpunkt gab es in dem Bundesstaat 124 bestätigte Masernfälle.

Ausbruch begann Ende Januar

Nach Angaben der „New York Times“ begann der Ausbruch Ende Januar, als in der ländlichen Gemeinde Gaines County an der westlichen Grenze des Staates zwei Fälle entdeckt wurden. Von dort seien die Masern aufs benachbarte New Mexiko übergesprungen, wo es einen Todesfall gab, der aber noch nicht ganz aufgeklärt sei.

Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr., der schon in früheren Jahren vielfach Zweifel an Impfungen gestreut hatte, erklärte in mehreren Interviews die Bedeutung von Schutzimpfungen, bezeichnete sie aber auch als persönliche Entscheidung. Zugleich behauptete er etwa in einem Interview in Foxnews, die Impfungen hätten Nebenwirkungen, und es gebe auch Todesfälle. Die Impfung verursache auch all die Krankheiten, die auch die Masern verursachten, behauptete er. In anderen Interviews verwies er auf Vitamin A und Lebertran als Heilmittel.

Die Impfung ist der beste Schutz

Die Biologieprofessorin Dr. Kirsten Hokeness von der Bryant University widersprach im Nachrichtensender ABC: Die beste Methode, Masern zu vermeiden, sei die Schutzimpfung. Es gebe keinerlei Hinweise, dass die anderen vorgeschlagenen Mittel wie Vitamin A irgendeine Wirkung hätten. Immunologie-Professor Dr. Scott Weaver von der Universität Texas sagte im selben Sender, früher habe es praktisch keine Masernausbrüche gegeben, da die meisten Menschen geimpft waren. In letzter Zeit habe es dann wieder mehr Ausbrüche gegeben.

In Gaines County, wo der Ausbruch begann, liegt die Impfrate nach Angaben des Senders PBS bei 82 Prozent. Laut US-Gesundheitsbehörde CDC können Ausbrüche erfolgen, wenn die Impfquote unter 95 Prozent sinkt. Auch laut Robert Koch-Institut (RKI) ist eine Herdenimmunität von 95 Prozent der Bevölkerung nötig, um Masern auszurotten.

Hochansteckend und im Extremfall lebensbedrohlich

Masern gehören zu den ansteckendsten Infektionskrankheiten und können in Extremfällen lebensbedrohlich sein. Übertragen werden sie unter anderem über Tröpfchen und Aerosole, die etwa beim Sprechen, Husten und Niesen abgegeben werden. Das Virus löst bei fast allen ungeschützten Menschen Symptome aus. Dazu gehören Fieber, Husten und der typische Hautausschlag, der sich über den ganzen Körper ausbreitet.

In Deutschland schwankt die Zahl der registrierten Masernfälle laut RKI von Jahr zu Jahr. 2024 wurden demnach bis zum 25. September 553 Masernfälle gemeldet. In Deutschland gilt seit März 2020 eine Masernimpflicht: Kinder, die mindestens ein Jahr alt sind und eine Kita oder Schule besuchen, müssen einen Masernschutz nachweisen.

Auch viele Fälle in Europa

Die Zahl der in Europa und Zentralasien gemeldeten Maserninfektionen war 2024 so hoch wie seit 27 Jahren nicht mehr, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das UN-Kinderhilfswerks Unicef diese Woche mitteilten. Demnach sind im vergangenen Jahr in der europäischen WHO-Region gut 127.000 Masernfälle gemeldet worden. Das waren laut WHO doppelt so viele Fälle wie im Vorjahr und die höchste Zahl in der Region seit 1997.

„Die Masern sind zurück und das ist ein Weckruf“, wird Dr. Hans Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa, in der Mitteilung zitiert. Ohne hohe Impfquoten gebe es keine Sicherheit für die Gesundheit, sagte Kluge demnach.

Die meisten Ansteckungen bei kleinen Kindern

Rumänien war der WHO zufolge mit 30.692 gemeldeten Fällen das Land mit den meisten Maserninfektionen der Region, die Europa und Zentralasien umfasst, gefolgt von Kasachstan mit rund 28.000 Fällen. Die Zahl der in Deutschland registrierten Fälle schwankt sehr: In den Jahren 2020 bis 2023 lagen die Masernfallzahlen laut RKI im ein- und zweistelligen Bereich. Vor der Pandemie – 2012 bis 2019 – waren es 165 bis rund 2500 pro Jahr.

In der WHO-Region wurden 40 Prozent aller registrierten Ansteckungen bei Kindern unter fünf Jahren festgestellt. Gut die Hälfte der Erkrankten musste laut dem Bericht im Krankenhaus behandelt werden. Bislang wurden 38 Todesfälle für 2024 als Folge der Erkrankung gemeldet (Stand 6. März 2025).