Kommentar

Marktausschluss durch Dritte Patrick Hollstein, 30.07.2007 18:37 Uhr

Berlin/London - 

"Traue niemandem" mag eine der Weisheiten im Pharmagroßhandel lauten. Noch vor wenigen Monaten sahen sich die drei führenden Großhandelskonzerne Europas durch die Exklusivvertriebsmodelle von Herstellern wie Pfizer in ihren Grundfesten erschüttert und in ihrer Daseinsberechtigung bedroht. Gemeinsam schwor man Marktpartner und Politiker auf das Erfolgsmodell des vollsortierten Großhandels ein und rief zu Geschlossenheit auf. Und das auf europäischer wie auf nationaler Ebene, als Unternehmen wie im Verband. Studien wurden in Auftrag gegeben, um die Überlegenheit der regulären Lieferkette zu bestätigen.

Das Ausscheren von Alliance Boots wurde scharf geahndet; Firmenboss Stefano Pessina und seine Großhandelschefin Ornella Barra mussten die Kader der Logistiker in London und in Brüssel verlassen. Dann fiel Celesio-Tochter AAH, jetzt hat sich dem Vernehmen nach Phoenix dem Diktat der Konzerne gebeugt und dem seiner Mitbewerber. Dass ausgerechnet die Marktführer ihre Prinzipien über Bord werfen und den noch vor Monaten verrufenen Herstellern bereitwillig als Logistiker sekundieren, sollte einen nicht mehr überraschen. Auf diese Weise dürften sich zumindest lästige Mitbewerber ausschalten lassen; ziemlich bequem über den Marktausschluss durch Dritte.

Neben Genossenschaften und mittelständischen Privatunternehmen werden auch Apotheker, kleinere Hersteller, Wettbewerbshüter und schließlich die Verbraucher das Nachsehen haben. Es wird abzuwarten sein, wie die deutschen Schwestergesellschaften der Konzerne im Falle eines Vorstoßes von Pfizer & Co. reagieren werden.

Bericht: www.apotheke-adhoc.de/index.php