Eine Apotheke für jede Insel Hanna Bumann, 14.09.2015 07:55 Uhr
Von den 1196 Inseln des Urlaubermagnets Malediven sind 220 dauerhaft bewohnt. Seit wenigen Jahren gibt es in dem Inselstaat das zentrale Krankenversicherungssystem Aasandha, eine Kooperation zwischen der privaten Allied Insurance Company und der maledivischen Regierung. Theoretisch hat damit jeder Maledive mit gültigem Ausweis Zugang zu medizinischer Versorgung. Aber nicht auf allen Inseln gibt es eine Einrichtung, die medizinische Dienstleistungen anbieten kann. Das „All Islands Pharmacy Project“ soll das ändern – offenbar mit Erfolg.
Die maledivische Regierung hat große Pläne: Um der Bevölkerung finanzielle Sicherheit zu geben und besseren Zugang zur Gesundheitsversorgung zu ermöglichen, haben seit 2012 alle der rund 330.000 Bürgerinnen und Bürger des Inselstaats Anspruch auf medizinische und pharmazeutische Leistungen aus der zentralen Krankenversicherung Aasandha – komplett von der Regierung finanziert.
Die State Trading Organisation (STO), eine Handelsbehörde der maledivischen Regierung, setzte sich schließlich im vergangenen Jahr zum Ziel, auf jeder bewohnten Insel eine Apotheke zu eröffnen, die alle Gesundheitsleistungen erbringen kann, die von Aasandha abgedeckt sind. Die Maßnahme wird in wenigen Wochen abgeschlossen sein, die Apothekenkette der Regierung umfasst derzeit etwa 160 Apotheken.
STO-Geschäftsführer Ahmed Shaheer berichtete, am 20. Oktober werde die Initiative ihr Ziel erreicht haben: „In allen neuen Apotheken werden die Leute Aasandha-Leistungen bekommen können. Wir haben außerdem neue Jobs geschaffen.“ 2010 gab es auf den Malediven 247 Apotheker und Pharmazieassistenten, mehr als zwei Drittel davon Einwanderer. Laut Shaheer sind durch die neuen Apotheken 500 Arbeitsplätze hinzugekommen. 186 Apotheken sollen insgesamt neu eröffnet werden.
Der damalige Gesundheitsminister Mohamed Nazim sagte bei der Unterzeichnung der Vereinbarung im Mai 2014, dass die Regierung anstrebe, innerhalb von 18 Monaten jede Insel mit einer Apotheke zu versorgen. Das Projekt solle komplett von der STO verantwortet werden, dem größten pharmazeutischen Versorger der Malediven: „Wir können uns da auf niemand anderen verlassen.“
Das maledivische Gesundheitssystem besteht aus vier Stufen: So genannte Family Health Posts auf Inselebene, Gesundheitszentren auf Atoll-Ebene sowie regionale Krankenhäuser auf Regionalebene und auf zentraler Ebene, also in der Hauptstadt Malé. Über den Inselstaat verteilt gibt es auf jeder bewohnten Insel einen Family Health Post, insgesamt existieren 35 Gesundheitszentren und insgesamt sieben Krankenhäuser.
Arzneimittel werden in der Regel von privaten Importeuren an private Apotheken geliefert. Einige der Importfirmen betreiben ihre eigenen Apotheken. Marktführer wird nun die Regierung selbst mit den Apotheken der STO. Die STO ist außerdem für die Versorgung der Krankenhäuser und der nationalen Seuchenprogramme mit Medikamenten zuständig.
Aufgrund der geografischen Besonderheit des weit verstreuten Inselstaats unterscheidet das maledivische Apothekengesetz in drei Typen von Apotheken: Apotheken ersten Grades dürfen nur an Orten eröffnet werden, wo es Arztpraxen gibt und wo die Stromversorgung über den gesamten Tag sichergestellt ist.
Apotheken zweiten Grades dürfen auf Inseln betrieben werden, auf denen es mindestens ein Health Center oder einen Community Health Worker gibt. Apotheken dritten Grades dürfen auf Inseln tätig sein, auf denen es einen Family Health Post gibt. Auf den kleineren Inseln ist die Versorgung meist unzureichend. Auf den größeren Inseln gibt es Apotheken und Medical Centers, die aber nur selten mit Ärzten besetzt sind. Für akute Fälle sind meist die Tauchlehrer vor Ort Ansprechpartner.
Die Malediven sind ein Archipel im Indischen Ozean, wegen der zahlreichen Korallenriffs ein begehrtes Urlaubsziel für Taucher. Die Inseln liegen rund 600 Kilometer südlich von Indien. 1192 kleine Koralleninseln reihen sich in einer Kette über 820 Kilometer Länge und 120 Kilometer Breite aneinander. Insgesamt umfassen die Inseln eine Fläche von ungefähr 90.000 Quadratkilometern; 298 davon entfallen auf die Inseln selbst. Sie formieren 26 natürliche Atolle, die in Bezirke von 20 Verwaltungsatollen aufgeteilt sind.