Walgreens

Mailorder-Rabatt in Vor-Ort-Apotheken

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Berlin -

Stefano Pessina mischt den US-Markt auf. Wenige Monate nach dem Deal mit dem Hersteller Valeant hat der Chef von Walgreens Boots Alliance (WBA) mit dem Pharmacy Benefit Manager (PBM) OptumRx eine weitere strategische Partnerschaft geschlossen. In den bald 12.900 Walgreens-Filialen bekommen Krankenversicherungen, die über OptumRx abrechnen, demnächst einen speziellen Rabatt: Walgreens ruft dieselben Preise auf, wie sie im Versandhandel bezahlt werden müssten.

In den USA kaufen vor allem Patienten mit akutem Bedarf ihre Medikamente in der Apotheke vor Ort; sie bekommen in der Regel Mengen verordnet, die für einen Monat reichen. Chroniker werden dagegen über Versandapotheken beliefert, die ihnen gleich den Bedarf für drei Monate zuschicken. Auch teure Spezialpräparate werden meist direkt von den Apotheken der PBM verschickt; mitunter kontrolliert eine Krankenschwester die korrekte Einnahme.

Doch seit 2005 stagniert der Anteil des Versandhandels bei 20 Prozent, mit leicht rückläufiger Tendenz. Experten sehen eine Marktsättigung: Viele Verbraucher ließen sich auch mit Preisvorteilen nicht in den Versandhandel umleiten, weil sie ihren Apotheker vor Ort sprechen wollten.

Die PBM haben aber ein Interesse daran, möglichst viele Versicherte in entsprechende Programme zu bekommen – und zwar nicht nur, weil sie das Geschäft dann komplett selbst abwickeln können: Die Abgabehonorare lassen sich um zwei Drittel senken, außerdem werden 20 Prozent mehr Patienten auf Generika umgestellt. Vor allem aber steigt laut einer Studie die Therapietreue bei den größeren Packungen, damit sinken die Gesamtkosten.

Insbesondere die großen Apothekenketten haben daher in den vergangenen Jahren Programme aufgelegt, bei denen die Versicherten ebenfalls den Bedarf für drei Monate ausgehändigt bekommen. Allerdings sind auch dabei Spezialpräparate bislang ausgeschlossen; außerdem gibt es den 10-prozentigen Rabatt auf die Zuzahlung nicht.

Bei Walgreens müssen die über OptumRx betreuten Versicherten künftig keine Nachteile mehr in Kauf nehmen, wenn sie Rezepte über 90 Tage in den Filialen vor Ort einreichen. Um die Betreuung von Chronikern zu erleichtern, tauschen Walgreens und OptumRx die entsprechenden Daten aus, sodass die Patienten auch von Mitarbeitern der Call Center kontaktiert werden können.

OptumRx profitiert bei dem Deal von den günstigeren Preisen, die deutlich unter denen in der öffentliche Apotheke liegen dürften. Walgreens wiederum kann darauf hoffen, einen größeren Teil der 66 Millionen Menschen in seine Filialen zu bekommen, für deren Krankenversicherung OptumRx die Arzneimitteltarife verhandelt und Rezepte abrechnet.

Vor allem aber kann Pessina verlorenes Terrain zurückgewinnen: Im März 2011 hatte Walgreens den hauseigenen PBM „Walgreens Health Initiatives“ für 525 Millionen Dollar verkauft; heute gehört das Geschäft zu OptumRx. Damit war ausgerechnet der Branchenprimus zuletzt die einzige große Kette in den USA, die nicht mit einem PBM verbandelt war und die damit außer ihrer Marktmacht keinen Hebel hatte, Versicherte in die Filialen zu steuern. Mit seinen Zugeständnissen an OptumRx kann Pessina hoffen, auch im Spezialversand wieder Fuß zu fassen.

CVS hatte zuletzt nicht nur das Gesundheitsgeschäft der Supermarktkette Target mit 1660 Apotheken in 47 Bundesstaaten für 1,9 Milliarden Dollar übernommen, sondern parallel für 12,7 Milliarden Dollar den Heimversorger Omnicare. Zum Konzern mit nunmehr 9400 eigenen Filialen gehört außerdem seit einigen Jahren der PBM Caremark.

Vor fünf Jahren war der Streit zwischen Walgreens und dem Rivalen schon einmal eskaliert. Weil Caremark laut Walgreens nach der Fusion mit CVS eine Reihe von Programmen aufgelegt hatte, mit denen Kunden gezielt umgeleitet wurden, kündigten die Konzerne schließlich wechselseitig ihre Geschäftsbeziehungen. Nach einer verlustreichen Schlammschlacht in der Öffentlichkeit einigte man sich später.

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