Antidiarrhoika

Loperamid: FDA fordert Einzeldosen Deniz Cicek-Görkem, 09.02.2018 13:55 Uhr

Kardiale Nebenwirkungen: Die US-Gesundheitsbehörde FDA möchte die Packungsgröße von Fertigarzneimitteln des Antidiarrhoikums Loperamid reglementieren. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Die US-Gesundheitsbehörde FDA möchte die Packungsgröße des Antidiarrhoikums Loperamid reglementieren. Ziel ist es, die Arzneimittelsicherheit zu erhöhen und Überdosierungen sowie dem Missbrauch entgegenzuwirken. Das geht aus einer aktuellen Mitteilung hervor.

Loperamid ist sowohl in Deutschland als auch in den USA ein rezeptfreies Arzneimittel, das zur Hemmung der Peristaltik eingesetzt wird. Der Wirkstoff ist ein Agonist an peripheren Opioidrezeptoren und kann bei Überdosierung zu kardiale Ereignissen wie QT-Zeit-Verlängerung, Torsades de pointes, sonstigen schweren ventrikulären Arrhythmien sowie Herzstillstand und Synkopen, führen. Auch über Todesfälle wurde berichtet.

Die FDA hatte bereits im Jahr 2016 eine Drug-Safety-Mitteilung zu diesem Sicherheitsrisiko herausgegeben und Warnhinweise zu schweren Herzproblemen auf dem Etikett von verschreibungspflichtigen und rezeptfreien Präparaten gefordert. Sie warnte in ihrem Schreiben davor, dass die Einnahme von Loperamid mit höheren als den empfohlenen Dosierungen ernsthafte Herzprobleme verursachen kann. Das Risiko für derartige Nebenwirkungen sei auch erhöht, wenn andere Arzneimittel eingenommen würden, die zu Interaktionen führten.

Die Mehrzahl der gemeldeten Fälle von 2016 seien auf Personen zurückzuführen, die absichtlich hohe Dosen von Loperamid missbrauchten. Und auch aktuell erhalte die Behörde weiterhin Berichte über ernsthafte Herzprobleme und Todesfälle, die auf Überdosierungen des Wirkstoffs zurückzuführen seien – trotz der Hinzufügung eines Warnhinweises auf dem Etikett. Vor diesem Hintergrund kündigt die FDA nun an, mit den Herstellern zusammenzuarbeiten, um zum Beispiel den Wirkstoff in Form von Einzeldosen auf den Markt zu bringen und die Anzahl der Dosen in einem Fertigarzneimittel zu begrenzen.

In Fällen von Missbrauch würden Personen häufig andere Arzneimittel zusammen mit Loperamid einnehmen, um ihre Absorption und Penetration über die Blut-Hirn-Schranke zu erhöhen und ein Gefühl der Euphorie zu erreichen. „Einige Personen nehmen hohe Dosen von Loperamid ein, um die Symptome von Entzungserscheinungen von Opioden zu behandeln“, so die FDA. Angehörige der Gesundheitsberufe sollen sich über die Risiken des Wirkstoffs im Klaren sein.

Es ist bekannt, dass der Wirkstoff ein Substrat des P-Glykoproteins ist. Die gleichzeitige Verabreichung von Loperamid und Chinidin oder Ritonavir, die beide P-Glykoprotein-Inhibitoren sind, resultiert in einem zwei bis dreifachen Anstieg der Plasmakonzentration von Loperamid. Die Kombination mit Itraconazol und Gemfibrozil führt sogar zu einem vierfachen Anstieg der Spitzenplasmakonzentrationen von Loperamid und einem 13-fachen Anstieg der Gesamtverfügbarkeit im Plasma.

Loperamid ist von der FDA zugelassen, um die Symptome von Durchfallerkrankungen, einschließlich Reisedurchfall, zu therapieren. Die maximale zugelassene Tagesdosis für Erwachsene beträgt 8 mg pro Tag für den OTC-Gebrauch und 16 mg pro Tag für den verschreibungspflichtigen Gebrauch.