Fokus auf Inlandsproduktion

Lilly: 27 Milliarden Dollar für US-Standorte

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Berlin -

27 Milliarden US-Dollar will Lilly in seine US-Standorte investieren, um hier die Fertigung auszubauen. Noch in diesem Jahr soll der Bau vier neuer Produktionsstätten beginnen. Außerdem nutzte der Pharmakonzern die Oscars für eine aufsehenerregende Werbekampagne gegen „Compounded Semaglutide“.

Bereits in den vergangenen vier Jahren hat Lilly in den USA 23 Milliarden Dollar in die Hand genommen – laut Konzern sind das die größten Investitionen, die es im US-Pharma-Bereich bisher gegeben habe. Die genauen Standorte und Vorhaben will Lilly im Laufe des Jahres bekannt geben, man befinde sich in „Verhandlungen mit mehreren Staaten“. In fünf Jahren sollen die noch nicht komplett geplanten Anlagen ihren Betrieb aufnehmen.

Während sich in drei der neu geplanten Standorte unter anderem auf die Herstellung aktiver pharmazeutischer Wirkstoffe (API) konzentriert werden soll, diene die vierte neue Produktionsstätte allein der Herstellung von Parenteralia. Auch Lieferkettenprobleme sollen mit den neuen Anlagen verringert werden. In allen vier Standorten sollen zusammen mehr als 3000 neue Arbeitsplätze – allein für hochqualifiziertes Personal – geschaffen werden. „Dies ist die größte Expansionsinvestition im Pharmabereich in der US-Geschichte“, so CEO David Ricks über die neuen „Mega-Standorte“.

Lilly reagiert damit auf die neue Trump-Regierung – genauso wie auch schon Tech-Riese Apple, der ebenfalls wieder mehr Fokus auf die Produktion in den USA statt in China legt. Bereits während seiner ersten Amtszeit verabschiedete Donald Trump Gesetze, die die inländische Produktion fördern sollen. Für Lilly war dies „von grundlegender Bedeutung, und es ist wichtig, dass diese Politik in diesem Jahr verlängert wird“, so Ricks. „Wir sind davon überzeugt, dass unsere Investitionen in Amerika und die Qualifizierung der Arbeitskräfte unseres Landes einen bedeutenden Dominoeffekt auslösen werden.“

In Deutschland hat Lilly im rheinland-pfälzischen Alzey den Grundstein für ein neues Werk gelegt – mit Zuspruch von Bundeskanzler Olaf Scholz, Gesundheitsminister Karl Lauterbach (beide SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck – und dem vermeintlichen „Lex Lilly“, dem Medizinforschungsgesetz (MFG), das für den Konzern angeblich Bedingung gewesen sei, in Deutschland in diesem Umfang zu investieren. In Alzey soll es 2027 mit der Produktion losgehen können.

Werbung gegen „Compounded Semaglutide“

Mit dem Ausbau könnte Lilly auch vermeiden, weiter Marktanteile an Apotheken abzutreten, die „Compounded Semaglutide“ abgeben. Seit 2022 dürfen die US-Apotheken den Blockbuster selbst herstellen. „Diese mutige Investition spiegelt unser Engagement wider, der erwarteten Nachfrage nach sicheren, qualitativ hochwertigen und von der FDA zugelassenen Medikamenten der Zukunft immer einen Schritt voraus zu sein“, so der Lilly-CEO.

Diesen Kurs fuhr der Hersteller auch mit seiner erneuten Werbung während der Oscars, die in der Nacht von Sonntag zu Montag verliehen wurden. Im vergangenen Jahr wies Lilly in diesem Rahmen bereits darauf hin, dass die eigenen Produkte nicht dafür gemacht seien, schnell noch in das perfekte Kleid oder in den Smoking zu passen. In diesem Jahr warnte Lilly stattdessen vor „Compounded Semaglutide“.

Im 30-sekündigem Clip wurde vor der Einnahme gefälschter oder rezeptfreier Medikamente gewarnt, die nicht der gleichen FDA-Kontrolle unterliegen. Dubiosen Nachahmerprodukten sollte man mit „gesunder Skepsis“ begegnen. „Echte Medizinhersteller begrüßen Skepsis nicht nur. Es ist unser gesamter Prozess. Denn Skepsis ist für die Gesundheit unerlässlich“, heißt es in der dazugehörigen Kampagne.

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